Friedrich Heinemann vom ZEW-Forschungsinstitut kommt für 2034 auf eine Quote von 100 Prozent und warnt deshalb: „Damit würde sich Deutschland rasch zu den Hochschuldenstaaten der EU gesellen.“ Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer geht von einem Anstieg auf 90 Prozent innerhalb von zehn Jahren aus.
Ratingagenturen: Schulden sind kein Problem für deutsche Top-Bonität
Nach Angaben der Ratingagentur Scope hatte die Schuldenquote ihren bisherigen Höchststand von 80 Prozent nach der globalen Finanzkrise 2010. Aus Sicht der Agenturen dürften die zusätzlichen Schulden die Bonität aber nicht negativ beeinflussen. Im Gegenteil: Das Finanzpaket stütze sogar die deutsche Top-Bonitätsnote AAA, so die US-Ratingagentur S&P.
„Alles, was die Binnenwirtschaft ankurbelt, ist positiv für die Kreditwürdigkeit“, sagt S&P-Analyst Frank Gill. Die größte Sorge hinsichtlich der Kreditwürdigkeit sei dagegen Deutschlands stagnierende Wirtschaft.
Deutschland muss mehr Geld aufbringen, um sich zu verschulden
Auch wenn es dank Top-Bonität also nicht schwieriger für die Bundesregierung wird, dürfte es wohl aber teurer werden. Denn Schuldenmachen bedeutet, sich am Kapitalmarkt Geld von Gläubigern zu leihen – etwa von Pensionskassen, Fonds oder privaten Anlegern. Für dieses Risiko erhalten sie im Gegenzug Zinsen.
Entscheidend am Kapitalmarkt ist die Rendite, die sich aus dem Kurswert einer Anleihe und der Restlaufzeit berechnet. Und diese Renditen zogen bereits kurz nach der Ankündigung von Union und SPD deutlich an. Am Donnerstag notierte die maßgebliche zehnjährige Bundesanleihe bei 2,85 Prozent. Bei einer höheren Rendite muss der Staat mehr Geld ausgeben, um seine Schulden zurückzuzahlen.
Durch das Finanzpaket steigen somit nicht nur die bloßen staatlichen Ausgaben, sondern auch die Folgekosten.