Hält meine Beziehung? Und was kann ich dafür tun, dass sie hält? Diese oder ähnliche Fragen stellen sich Paare wohl immer wieder. Eine Antwort darauf liefert zumindest zum Teil eine jetzt veröffentlichte Studie (externer Link) der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um Janina Bühler vom Psychologischen Institut der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) und Ulrich Orth, Professor für Entwicklungspsychologie am Institut für Psychologie an der Universität Bern.
Anhand einer Analyse von vier repräsentativen Studien aus vier verschiedenen Ländern haben sie herausgefunden, dass ein bestimmter Wendepunkt in einer Beziehung bereits Jahre vor dem tatsächlichen Beziehungs-Aus die spätere Trennung besiegelt. Unter anderem Gespräche mit dem Partner, in denen man Gefühle und Probleme rechtzeitig anspreche, könnten dabei helfen, diesen sogenannten Transitionspunkt oder auch Wendepunkt, der laut Forschenden immer zur Trennung führt, zu vermeiden, sagen Studienautorin Janina Bühler und auch Stefanie Goldhacker, Paartherapeutin in Regensburg.
Die zwei Phasen einer Beziehung vor dem Bruch
Der jetzt veröffentlichten Untersuchung zufolge verläuft das Endstadium einer Beziehung in zwei Phasen. In der ersten Phase, der sogenannten präterminalen Phase, sinkt demnach die Beziehungszufriedenheit zunächst über mehrere Jahre nur ganz leicht. In der zweiten Phase kommt es laut der Forschenden zu einem „Knick“, ab dem die Beziehungszufriedenheit stark abfällt. Diese „Endphase“ ab dem Wendepunkt dauert den Forschenden zufolge etwa ein bis zwei Jahre. „Ist diese Phase erreicht, kommt es später ausnahmslos zur Trennung“, sagt Studienautorin Bühler.
Trennungsstudie mit Daten aus vier Langzeitstudien
Ihre Analyse führten Bühler und Orth anhand von Daten aus vier repräsentativen Langzeitstudien mit einer Laufzeit zwischen 12 und 21 Jahren durch. Die Probandinnen und Probanden der in Deutschland, Australien, Großbritannien und den Niederlanden durchgeführten Studien, wurden dabei regelmäßig zur Zufriedenheit mit ihrer Beziehung und ihrem Leben befragt. Dadurch konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Entwicklung der Beziehung verfolgen und genau analysieren, wann es bei den Paaren, die sich im Laufe der Beobachtungszeit getrennt haben, zum Bruch gekommen ist.
Paare erleben Trennungsphasen unterschiedlich
Studienautorin Bühler sagt, es sei nicht von heute auf morgen, dass sich Paare trennten, „es ist aber auch nicht ein zehn Jahre dauernder schleichender Prozess, sondern es gibt eben diese beiden qualitativen Phasen, diese präterminale Phase und die terminale Phase“.
Paare erleben diesen unweigerlich zur Trennung führenden Wendepunkt laut der Studienautoren unterschiedlich. Während derjenige, der die Trennung initiiert, schon länger mit der Beziehung unzufrieden ist, nimmt derjenige, der verlassen wird, erst später diesen Wendepunkt wahr.
Stress und Persönlichkeit sind Auslöser für Wendepunkt
Warum es bei manchen Paaren zu diesem „point of no return“ kommt, ab dem die Beziehung unweigerlich scheitert, ist für die Forschenden nicht ganz klar. Sie vermuten „externe Stressoren“, wie Bühler sagt. Sie meint damit beruflichen Stress oder auch Stress durch familiäre Veränderungen wie etwa Familienzuwachs mit einem Neugeborenen. Auch die Persönlichkeit der Personen, meist gekoppelt mit Stress, könnten laut Bühler zu diesem sogenannten Transitionspunkt in einer Beziehung führen.
Paartherapie: Hilfe suchen vor dem Wendepunkt
Das Problem ist: Oft suchen Paare erst Hilfe, wenn der kritische Wendepunkt bereits erreicht ist. Damit ist es für eine Rettung der Beziehung aber oft schon zu spät. Janina Bühler von der Uni Mainz rät Paaren daher, wenn man feststelle, man sei mit der Beziehung nicht zufrieden, rechtzeitig Hilfe zu holen.
Stefanie Goldhacker, Paartherapeutin in Regensburg, hält wie Bühler das „einander wirklich verstehen“ und „über Gefühle sprechen lernen“, als den „zentralen Schlüssel“ für eine erfolgreiche Paartherapie. Wenn allerdings schon „zu viele Verletzungen da sind“, sei es manchmal auch gut, wenn sich Paare trennten. Aus diesem Grund sei es wichtig, sich vor diesem „point of no return“ professionelle Unterstützung bei einer Paartherapie zu holen, um seine Beziehung möglicherweise doch noch zu retten.