Deutschland ist trotz Karten- und digitaler Zahlmöglichkeiten gegenüber dem Bargeld sehr loyal. So loyal, dass die Deutschen gemeinsam mit den Menschen in Österreich im europäischen Vergleich am häufigsten Bargeld benutzen (externer Link). Viele unserer Nachbarländer sind längst größtenteils auf digitale Zahlungsmethoden umgestiegen.
Kosten von Kartenzahlungen und Bargeld in etwa gleich hoch
Ein oft genanntes Argument gegen Kartenzahlungen sind die Kosten. Kleinere Läden hängen manchmal Schilder auf mit der Aufschrift „Keine Kartenzahlung“ oder „Kartenzahlung erst ab 10 Euro“, weil die Gebühren als zu hoch empfunden werden. Laut dem Research Center for Financial Services betragen die Karten-Gebühren bei einem 100-Euro-Einkauf zwischen 19 Cent bis über einen Euro, je nach Kartentyp (externer Link).
Was viele nicht bedenken: Auch beim Umgang mit Bargeld entstehen für die Händler Kosten, wie Argin Keshishian, der Chef der Kaffeerösterei „Public Coffee Roasters“ in Hamburg, berichtet: „Wir rechnen zwischen 400 und 600 Euro pro Monat, die wir einsparen, indem wir keine Barzahlungen akzeptieren“. Diese Ersparnisse entstehen dadurch, dass nicht mehr jeden Tag das Bargeld gezählt, zur Bank gebracht werden muss. Außerdem passieren mit Bargeld immer wieder Rechenfehler, die ebenfalls Zeit und Geld kosten.
Datenschutz noch löchrig
Ein weiterer Punkt in der Diskussion um Bargeld versus Kartenzahlung ist der Datenschutz. In Deutschland, wo das Thema Datenschutz sehr ernst genommen wird, sind viele Menschen skeptisch gegenüber der Datenspeicherung bei Kartenzahlungen. Eine Studie der Bundesbank ergab, dass viele Deutsche bereit wären, einen Aufschlag zu zahlen, wenn ihre Zahlungsdaten sofort gelöscht würden.
Nach Recherchen des Plusminus-Teams der ARD (externer Link) werden beim Bezahlen mit Karte folgende Daten erhoben: Die Bank erfährt den Namen, deine Adresse und die Kontodaten. Die Kartenfirma erfährt, wo das Terminal steht – also in welchem Laden. Außerdem weiß sie, wann eingekauft wurde und mit welcher Karte. Den Namen wissen sie nicht – und auch nicht, was genau gekauft wurde.
Allerdings gibt es auch eine wissenschaftliche Untersuchung (externer Link) dazu, die mit den gleichen Datensätzen untersucht hat, ob und wenn ja, wie sich die Käufe zurückverfolgen lassen. Und das geht erschreckend leicht. Drei Monate lang haben die MIT-Forschenden die Kreditkartenkäufe von mehr als einer Million Menschen analysiert. Und das Ergebnis: Sie haben jeweils nur vier Bezahlvorgänge gebraucht, um aus einer anonymisierten Liste die Leute rauszufinden, zu denen diese Vorgänge gehören. Bei 90 Prozent der Fälle hat das geklappt.
Bargeld wird es auch in Zukunft geben
Obwohl es viele Diskussionen und Ängste um eine mögliche Abschaffung des Bargelds gibt, betonen sowohl die Bundesbank (externer Link) als auch die Bundesregierung, dass Bargeld weiterhin eine zentrale Rolle spielen wird. Stefan Hardt von der Bundesbank versichert: „Wenn der Bürger sagt: Ich möchte die Option haben, mit Bargeld zu zahlen, dann werden wir alles tun, damit die Möglichkeit besteht.“
Auch die Einführung eines digitalen Euro, der als Ergänzung zum Bargeld gedacht ist und anonym ablaufen soll, wird diskutiert, aber noch nicht konkret beschlossen. Eine Abschaffung des Bargelds ist derzeit also nicht in Sicht.