Donald Trump rudert im internationalen Handelskonflikt zurück: Der US-Präsident hat eine dreimonatige Aussetzung von ihm verhängter Zölle angekündigt, die für die meisten der betroffenen Länder gelten soll. Die 90-tägige Pause gelte ab sofort, erklärte Trump am Mittwoch. Währenddessen greife ein universeller Zollsatz in Höhe von zehn Prozent.
Für China gilt das explizit nicht – auf chinesische Einfuhren verhängte Trump stattdessen noch mal höhere Zölle. Sie steigen auf nun insgesamt 125 Prozent. Trump begründete den neuen, gut 20-prozentigen Aufschlag für Peking mit dem „Mangel an Respekt, den China für die Weltmärkte gezeigt“ habe. Hintergrund sind die chinesischen Vergeltungszölle auf US-Importe, die Peking inzwischen in Kraft setzte. Für Einfuhren nach China aus den USA gilt damit nun ein Zusatzzoll von 84 Prozent.
Trump: „Man muss flexibel sein“
Mehr als 75 Länder, die anders als China keine Gegenzölle angekündigt haben, sollen nach Trumps Worten indes bevorzugt werden: „Ich habe eine 90-tägige Pause genehmigt und in diesem Zeitraum einen erheblich reduzierten reziproken Zoll von zehn Prozent“, schrieb der US-Präsident.
Es handelte sich aus Sicht von Beobachtern um einen Versuch, den beispiellosen Handelskonflikt, den der Republikaner mit seinen umfassenden Zollmaßnahmen gegen Länder in aller Welt ausgelöst hat, auf China und die USA einzugrenzen. US-Finanzminister Scott Bessent erklärte, die Zollaussetzung solle Zeit für Verhandlungen geben.
Trump selbst erklärte später noch bei einer Veranstaltung: Die „Leute“ seien etwas unruhig und „ein bisschen ängstlich“ geworden. „Man muss flexibel sein.“
Zollsatz für EU-Staaten halbiert
Die USA hatten zuletzt in einem ersten Schritt neue pauschale Zölle in Höhe von zehn Prozent auf Importe aus fast allen Ländern eingeführt. Für viele Staaten wurden in einem zweiten Schritt je nach Handelsdefizit noch mal deutlich höhere sogenannte reziproke Strafabgaben eingeführt. Auf Einfuhren aus Deutschland und anderen Staaten der Europäischen Union in die USA wurden damit neue Zölle in Höhe von insgesamt 20 Prozent fällig.
US-Regierungsvertreter legten nahe, die verkündete Pause gelte für die länderspezifischen Zölle in unterschiedlicher Höhe. Der zuvor in Kraft getretene einheitliche Zollsatz in Höhe von zehn Prozent für alle Länder bleibe während der Pause bestehen. Damit wird auch der Zollsatz für Deutschland und die EU nun halbiert.
Von der Leyen begrüßt Einlenken
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen begrüßt das teilweise Einlenken von Trump. Es sei ein wichtiger Schritt zur Stabilisierung der Wirtschaft, teilte sie mit. „Klare, vorhersehbare Bedingungen sind für das Funktionieren von Handel und Lieferketten unerlässlich.“ Die Europäische Union setze sich weiterhin für konstruktive Verhandlungen mit den USA ein, mit dem Ziel, einen reibungslosen und für beide Seiten vorteilhaften Handel zu erreichen.
Merz: Am besten null Zölle
CDU-Chef Friedrich Merz wertete die Zoll-Wende als Erfolg der Europäer. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen habe Trump auch persönlich gesagt: „Wir sind entschlossen, uns zu wehren“, sagte Merz dem Sender RTL. Dieses Beispiel zeige, dass Geschlossenheit helfe. „Am besten machen wir alle zusammen im transatlantischen Handel null Zölle. Dann ist das Problem gelöst.“
Börsenkurse schießen in die Höhe
Die US-Börsen reagierten umgehend auf die neue Ankündigung Trumps. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte, der bei Handelsschluss in Europa noch im Minus lag, stieg im späten Handel deutlich und schloss 7,9 Prozent fester bei 40.608 Punkten. Der breiter gefasste S&P 500 kletterte um 9,5 Prozent 5.456 Zähler, der Index der Tech-Börse Nasdaq um 12,2 Prozent auf 17.124 Stellen. Am Donnerstag dürfte es auch in Asien und Europa bergauf gehen. Der Dax wurde am Mittwochabend mit einem Plus von fast neun Prozent bei rund 21.370 Punkten taxiert – 1.700 Zähler mehr als zum Xetra-Handelsschluss. Auch der Deutsche Aktienindex (Dax) stieg zum Handelsbeginn um 8,24 Prozent auf 21.291,15 Punkte.
Kurz bevor Trump seinen Rückzieher im Handelskonflikt bekanntgab, gab er in den sozialen Medien einen Finanztipp. „Dies ist eine großartige Zeit zum Kaufen!!! DJT“, schrieb er um 9.37 Uhr (Ortszeit) in den für ihn bekannten Versalien auf seiner Webseite Truth Social.
Zum Hören: Trump rudert im Zoll-Streit zurück