Weitere Verschärfungen durch die „TA Luft“
Aber um das europäische Emissionsziel zu erreichen, muss noch mehr getan werden. Seit Ende 2021 gelten verschärfte Vorschriften der „Technischen Anleitung zur Reinhaltung der Luft“, kurz: „TA Luft“. Sie treffen unter anderem Schweine- und Geflügelhalter, je nachdem, wie viele Tiere sie haben: Größere Betriebe mit beispielsweise mehr als 1.500 Mastschweinen oder 15.000 Legehennen müssen Ställe so ausstatten, dass die Ammoniak-Emissionen noch mal um 40 Prozent gesenkt werden. Dafür gilt eine Frist bis Ende 2028. Ab 2.000 Mastschweinen oder 40.000 Hühnern muss es sogar eine Minderung um 70 Prozent sein – und zwar bis Ende 2026.
Bauernverband: Politik lässt Landwirte allein
Um das zu erreichen, nennt die Vorschrift verschiedene technische Möglichkeiten: zum Beispiel Abluftfilteranlagen, Gülle-Kühlsysteme oder Unterflurschieber, die den Kot und den Harn voneinander trennen und damit verhindern, dass Ammoniak entsteht. Aber der Bayerische Bauernverband (BBV) sagt, solche Nachrüstungen seien in der Praxis zu teuer und zu aufwendig. Deshalb würden sich Landwirte mit Emissions-Anpassungen zurückhalten.
„Wir kritisieren, dass mit diesen ambitionierten Reduktionszielen die Leute allein gelassen werden und politisch nicht beantwortet ist, wie das auf den Höfen und in den Ställen funktionieren soll“, so Markus Drexler, Sprecher des BBV. Weil sich die politischen Vorgaben für die Tierhaltung so häufig änderten, würden immer mehr Landwirte überlegen, ob sie überhaupt weiterhin Tiere halten können.
Ist Gülle-Ansäuerung eine Alternative?
Gibt es denn auch einfachere Möglichkeiten, um die Ammoniak-Emissionen zu senken? Forschende an den Landwirtschaftlichen Lehranstalten Triesdorf testen, welche Effekte es hat, Gülle anzusäuern. Im Rahmen des Projekts „Säure+ im Feld“ der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung hat Triesdorf dazu besondere Technik angeschafft: An einem Bulldog wird ein Container mit hochprozentiger Schwefelsäure angebracht. Während des Ausbringens werden kleine Mengen davon zur Gülle gemischt. Die Säure sorgt dafür, dass der pH-Wert sinkt und weniger Ammoniak ausgast.
Projekt-Koordinator Markus König zufolge zeigten die Versuche innerhalb eines Jahres, dass sich die Emissionen damit um 75 Prozent senken lassen – verglichen mit der normalen bodennahen Gülleausbringung. In Maßen eingesetzt, besteht laut den Forschenden auch kein Risiko für die Umwelt.
Weniger Ammoniak-Gas, mehr Nährstoffe in der Gülle
Der Vorteil für den Landwirt: Die Nährstoffe gehen nicht verloren, sondern landen dort, wo sie hingehören: im Boden. Dadurch lässt sich Mineraldünger sparen. Weil auf der anderen Seite aber auch die Schwefelsäure ihren Preis kostet, ist es fraglich, ob sich das rentiert. Außerdem sind besondere Sicherheitsvorkehrungen nötig. Während die Technik zum Beispiel in Dänemark bereits sehr verbreitet ist, wird sie in Bayern noch nicht angewendet.