Stromnetzbetreiber mögen keine privaten Solaranlagen, mit denen Strom in ihr Netz eingespeist wird, weil ihnen dadurch zusätzliche Kosten entstehen. Der Großteil des privaten Solarstroms wird nämlich dann geliefert, wenn die Sonne am stärksten scheint, und nicht wenn er wirklich gebraucht wird. Der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, möchte das ändern, mit zusätzlichen Netzentgelten für private Anbieter.
Negative Bilanz beim Stromeinspeisen möglich
Das große Problem, mit dem die Bundesnetzagentur derzeit ringt: Das deutsche Stromnetz muss dringend ausgebaut werden und dafür wird Geld benötigt – viel Geld. Müller will deshalb Privathaushalte zur Kasse bitten, die Solarstrom einspeisen. Das heißt, für jede Kilowattstunde sollen private Stromlieferanten einen bestimmten Betrag entrichten. Problem: Das Ergebnis könnte unterm Strich negativ werden, wenn das Netzentgelt höher ausfällt, als die Einspeisevergütung.
Nur wer den Solarstrom künftig dann liefert, wenn es im Netz auch Bedarf gibt, sollte laut Müller auch weiterhin kein zusätzliches Netzentgelt bezahlen. Das bedeutet: Im Winter, wenn die Wärmepumpen laufen und am meisten Strom gebraucht wird, wäre nicht nur der gelieferte Strom teurer, sondern auch die Netznutzung. Wer einspeist, dem würde dann ein zusätzlicher „Saison-Abschlag“ blühen.
Künftige Hürden für private Solar-Betreiber
Für eine solche beispielsweise saisonale Unterscheidung bräuchte es dynamische Tarife und Smartmeter, die den Gesamtbedarf genau erfassen. Das erfordert einen hohen technischen Mehraufwand. Dazu kommen Anträge und Genehmigungen, die dafür extra erforderlich sind. Manchmal macht der Stromversorger Schwierigkeiten und lässt den Antrag liegen oder lehnt ihn sogar ab. All das sollte man mit in die Kalkulation einbeziehen. Es kommen schnell mehrere tausend Euro an Zusatzkosten zusammen – und lange Wartezeiten, bis alle Hürden genommen sind.
Rechnet sich der Einbau einer privaten PV-Anlage künftig noch?
Wer seinen eigenen Strom aus der Photovoltaik-Anlage nur selbst nutzen will, wie bei einem Balkonkraftwerk, wäre von der Neuregelung nicht betroffen. Auch die verbesserte Nutzung mit Hilfe von großen Batterie-Akkus kann weiterhin attraktiv sein. Wer allerdings mit größeren Gewinnen durch die Einspeisung seines Solarstroms in das öffentliche Netz rechnet, muss möglicherweise ganz neu kalkulieren.
Die goldenen Solarstromzeiten sind vorbei
Die Einspeisevergütung garantierte früher einmal 20 Jahre lang feste Einnahmen aus der hauseigenen Stromproduktion, die sich allein dadurch schon lohnte. Doch diese Subventionen sind längst gestrichen. Die maximale Vergütung durch den Netzbetreiber beträgt derzeit nur noch 7,94 Cent pro Kilowattstunde und könnte in den nächsten Jahren noch weiter gesenkt werden.
Welche Chancen haben Müllers Vorschläge bei der Bundesregierung
Müller rennt mit seinen Vorschlägen bei der neuen Bundeswirtschaftsministerin Katharina Reiche (CDU) offene Türen ein. Sie war zwischenzeitlich Vorstandschefin des Stromversorgers Westenergie, einer Tochter des Eon-Konzerns. In dieser Funktion kritisierte Reiche, kleine Solaranlagen brächten Vorteile nur für einige wenige Privathaushalte, während die Allgemeinheit die zusätzlichen Kosten davon und den Mehraufwand in den Stromnetzen zu tragen hätten.