Glasfaser statt DSL-Technik für alle Haushalte in Deutschland – bis wann kann das realistischerweise umgesetzt werden? Ein genauer Termin für das Abschalten der DSL-Netze steht noch nicht fest. Die Bundesnetzagentur, die für die Übertragungsnetze zuständig ist, hat jetzt ein Impulspapier (externer Link) vorgelegt und die Marktteilnehmer aufgefordert, sich bis zum 23. Juni dazu zu äußern.
DSL-Abschaltung in drei Stufen
Dabei soll die Abschaltung in drei Stufen erfolgen: zunächst auf freiwilliger Basis. Wenn dann genügend Haushalte in einem Gebiet an das neue Glasfasernetz angeschlossen sind, können Netzbetreiber in einem zweiten Schritt die Abschaltung des DSL-Netzes beantragen und die Bundesnetzagentur legt den Plan mit den konkreten Umstiegsmodalitäten zur Stellungnahme vor. Im dritten Schritt soll dann die schrittweise Abschaltung des DSL-Kupfernetzes erfolgen. Dabei soll Endkunden ein großer Vorlauf gegeben werden, auf die anstehende Abschaltung zu reagieren. Bisher hat noch kein Netzbetreiber den Antrag für Stufe 2 gestellt.
Vielen Verbrauchern reicht DSL bislang aus
Das liegt auch daran, dass offenbar vielen Verbrauchern bisher die Übertragungsgeschwindigkeit mit der DSL oder VDSL-Technik ausreicht. Deswegen hinkt Deutschland beim Ausbau des Glasfasernetzes im Vergleich zu anderen Ländern hinterher. Nur 47 Prozent der Haushalte in Deutschland haben laut Bundesnetzagentur bisher Zugriff auf das Glasfasernetz.
Wofür steht DSL?
DSL steht für den englischen Fachbegriff „Digital Subscriber Line“, wörtlich übersetzt Digitale Abonnentenleitung. Diese Technik nutzt die meist vor vielen Jahren für Analog-Telefonanschlüsse verlegten Kupferleitungen. Das macht sie attraktiv, weil keine Umbaumaßnahmen nötig sind. VDSL ist die High-Speed-DSL-Variante. Damit sind Übertragungsgeschwindigkeiten von 250 Mbit bis zu 300 Mbit pro Sekunde möglich. Zum Vergleich: Die Glasfaser-Technologie leistet 2.500 Mbit pro Sekunde, also rund zehnmal mehr, und soll in Zukunft noch leistungsfähiger werden.
Glasfasern übertragen Daten mittels Licht
Diese Geschwindigkeit ist möglich, weil Glasfaserkabel Daten optisch in Form von Licht übertragen. Die Glasfasern, die aus Quarzsand hergestellt werden, sind dünner als ein menschliches Haar. Für ein Kabel werden mehrere gebündelt und mit einer Glasschicht und einem Außenmantel aus Kunststoff zu einem biegsamen Kabel geformt. Der Energieverbrauch für die Licht-Übertragung ist dabei wesentlich geringer als bei Kupferkabeln.
Bedarf an hoher Übertragungsleistung wird steigen
Künftig, da sind sich die Experten einig, wird eine schnelle Datenübertragung auch großer Datenmengen immer wichtiger. Denn wer im Homeoffice arbeiten will, Cloud-Dienste oder das auf aktuellen Fernsehgeräten immer beliebter werdende 4K-Streaming nutzen möchte, benötigt schon heute eine große Bandbreite und Übertragungsstabilität. Umgekehrt: Wer auf dem Land oder in einem Altbau in der Stadt wohnt und DSL nutzt, dem kann es passieren, dass Internetseiten sehr langsam laden, Videostreams ruckeln, Game-Verbindungen stocken oder Videokonferenzen abbrechen. Zugleich ist hier ein Umstieg von Kupfer auf Glasfaser aufgrund der nötigen Planungs- und Baumaßnahmen meist nicht so schnell möglich.
Verbraucherschützer warnen vor teuren Übergangsverträgen
Deswegen raten Verbraucherschützer, sich zumindest mittelfristig mit dem Umstieg zu befassen (externer Link). Bis das Kupfernetz wirklich abgeschaltet wird, werden noch Jahre vergehen. Dennoch sollten Bauherren bei Neu- oder Umbaumaßnahmen zukunftssicher einen Glasfaseranschluss legen lassen oder zumindest ein Leerrohr für ein Glasfaserkabel auch innerhalb der Gebäude vorsehen.
Zugleich warnen sie vor unseriösen Geschäftspraktiken im Zuge der DSL-Abschaltung, vor allem an der Haustür. Das Problem seien dabei vor allem sehr teure Übergangsregelungen. Die Verbraucherzentrale Hamburg berichtet von einem Fall, bei der eine ältere Dame von Ihrem DSL-Vertrag für rund 35 Euro im Monat zu einem Glasfaservertrag für etwa 44 Euro wechseln wollte. Bis zur Freischaltung hätte sie aber für einen Premium-Tarif rund 80 Euro im Monat zahlen sollen.
– Mit Material von AFP –