„Liberation Day“ nannte der US-Präsident den vergangenen Mittwoch, an dem er seine neuen Strafzölle auf Autoimporte ankündigte. Ein Frontalangriff auf deutsche Autobauer. Was bezweckt Trump langfristig? Welchen Plan verfolgt er? Und: Geht die Rechnung am Ende auf? Kritiker warnen vor massiven Nebenwirkungen – für die Weltwirtschaft und die amerikanischen Verbraucher.
Geeintes Kanada, geteiltes Europa?
Kanada reagiert bereits mit Boykott: Kein Bourbon mehr in den Regalen, kein Urlaub mehr in Florida – ein wirtschaftlicher Selbstschutz, der zur innenpolitischen Waffe wird. Trumps Verbündete verlieren in Umfragen, der Protest vereint eine ganze Gesellschaft – gegen den Präsidenten. „Trump schafft es, ein Volk gegen sich zu vereinen“, konstatiert Wirtschaftsweise Monika Schnitzer im BR24-Interview für „Possoch klärt“ mit Blick auf die Kanadier.
Und die EU? Sie ringt noch um eine gemeinsame Antwort. Denn mit 27 Mitgliedsstaaten ist es schwer, mit einer Stimme zu sprechen. „Das ist das Problem der Europäischen Union“, sagt der Politikwissenschaftler Thomas Jäger, „die Interessen zwischen Agrarsektor und Automobilindustrie sind zu unterschiedlich.“ Dazu kommt: Trump zielt auch rhetorisch auf die EU – bezeichnet sie als Gegner, nicht als Partner. Das schürt innere Unsicherheiten, zumal viele Staaten fürchten, dass Trump den Druck über andere Kanäle wie die Nato noch erhöhen könnte. Das birgt zusätzliches Spaltpotenzial. Druck über Zölle – und darüber hinaus.
Neue Märkte brauchen Zeit
„Wir sollten uns unabhängiger machen von den Vereinigten Staaten“, mahnt Wirtschaftsprofessorin Schnitzer. Ein möglicher Weg: neue Märkte erschließen. Die EU verhandelt derzeit mit Ländern wie Indien und dem südamerikanischen Mercosur-Bündnis. Doch solche Handelsabkommen brauchen Zeit – Zeit, die europäische Unternehmen nicht unbedingt haben. Denn schon jetzt drohen massive Verluste. Galina Kolev-Schaefer vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln warnt: Die Unternehmen müssten einen Teil der Kosten selbst tragen.
Gleichzeitig weiß Trump um die Schwachstellen Europas – und sein Druckmittel reicht weit über Strafzölle hinaus. Denkbar ist, dass er auch sicherheitspolitisch den Daumenschrauben anzieht. „Was passiert, wenn Donald Trump sagt: Wir haben doch da auch noch die Nato. Und vielleicht wollen wir darüber Druck machen. Da haben eben auch in Europa ziemlich viele eine gewisse Furcht vor.“, sagt Politikprofessor Jäger „Das Erpressungspotenzial ist riesig“ – und genau darauf setzt der US-Präsident.
Im Video: Hat die EU eine Chance gegen Trump? Possoch klärt!