Von der Europäischen Zentralbank (EZB) wird am Donnerstag erwartet, dass sie ein weiteres Mal die Zinsen um einen Viertelpunkt senkt. Gründe dafür sind die niedrigere Inflation und das geringe Wachstum im Euroraum. Der für die Sparer wichtige Einlagensatz wird dann nur noch zwei Prozent betragen.
Was spricht für eine weitere Senkung der Leitzinsen?
Die niedrigere Inflation im Euroraum, die im Mai überraschend unter die Zielmarke von zwei Prozent gefallen ist, gibt der EZB den notwendigen Spielraum, um mit niedrigeren Zinsen mehr für das Wachstum im Euroraum zu tun. Bisher waren die Zinsen angesichts der Konjunkturflaute, insbesondere in Deutschland, vergleichsweise hoch und bremsten damit die wirtschaftliche Entwicklung.
Was ist der Grund für die schwächere Inflation?
Die Inflation ist im Mai überraschend stark von 2,2 Prozent auf 1,9 Prozent gefallen und damit zum ersten Mal seit vier Jahren unter die Zielmarke der EZB. Diesmal lag es nicht so sehr an den fallenden Energiepreisen wie dem Ölpreis. Es waren stattdessen andere Waren und vor allem Dienstleistungen, die sich nicht mehr so stark verteuerten.
Die sogenannte Kerninflation (ohne Energie und Nahrungsmittel) gab damit stärker nach, als Experten erwartet hatten. Das deutet leider auch auf eine schwächere Nachfrage und wenig Wirtschaftsleistung hin. Und die war ja im ersten Quartal im Euroraum noch unter dem Vorjahresniveau.
Sorgenkind Deutschland: Wenig Wachstum, aber hohe Nahrungsmittelpreise
Vor allem die deutsche Wirtschaft ist von der früheren europäischen Wachstumslokomotive zum Bremser geworden. Dafür sorgt der Aufschwung in südlichen Euroländern wie Spanien insgesamt für eine leichte Erholung. Im nächsten Jahr soll auch von Deutschland wieder mehr kommen, auch wegen der neuen Staatsausgaben wie für Infrastruktur und Verteidigung. Die Bundesregierung plant außerdem gezielte Maßnahmen wie Steuererleichterungen speziell für Unternehmen, die mit ihren privaten Investitionen die Wirtschaft ankurbeln sollen.
Was Lebensmittel in Deutschland teurer macht als in Nachbarländern
Was viele Verbraucherinnen und Verbraucher ärgert, ist der starke Anstieg der Lebensmittelpreise in Deutschland. Seit der Corona-Pandemie haben sich deren Preise im Supermarkt zum Teil um fast ein Drittel verteuert. Dieser Anstieg ist damit höher als in vielen anderen Euroländern, die allerdings wie in Spanien und Frankreich auch mit staatlichen Preisbindungen dagegen vorgingen.
Die Konsumenten in Deutschland stellen dagegen fest, dass hierzulande, wo Nahrungsmittel früher günstiger waren als in Nachbarländern, nun oft das Gegenteil der Fall ist. Lebensmittelhersteller machten dafür die Energiepreise verantwortlich, die seit dem Ukraine-Krieg wiederum höher sind als in anderen EU-Ländern. Für die Herstellung von Lebensmitteln wie Milchprodukte oder Backwaren wird viel Energie gebraucht wie Strom und Gas, die sich stark verteuert haben.