In der Debatte um eine Altersgrenze für die Nutzung sozialer Medien spricht sich der Deutsche Lehrerverband gegen ein gesetzlich vorgeschriebenes Mindestalter aus. Verbandschef Stefan Düll nannte entsprechende Ideen „realitätsfern und auch nicht sinnvoll“.
Social Media als Teil der Realität
Der Wunsch, Kinder zu schützen, sei verständlich, sagte Düll der „Stuttgarter Zeitung“ und den „Stuttgarter Nachrichten“ (externe Links, möglicherweise Bezahlinhalt). „Aber Facebook, Instagram und TikTok sind Teil einer Realität, in der junge Menschen lernen müssen, sich zurechtzufinden. Verbote helfen da nicht weiter“, so Düll, der selbst Gymnasial-Direktor in Neusäß bei Augsburg ist.
Düll: Eltern und Schule sind gefragt
Stattdessen komme es darauf an, Kinder zu einem klugen Umgang mit dem Internet zu erziehen. Hier seien Eltern und die Schulen gefordert. Kinder und Jugendliche hätten zudem ein Recht auf Information. „Es kann uns gefallen oder nicht: Aber wenn sie sich zum Beispiel über Politik informieren, geschieht das oft über Social Media“, sagte Düll.
Zuletzt hatte sich etwa Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD) für eine Altersgrenze für soziale Medien ausgesprochen. CDU, CSU und SPD hatten im Koalitionsvertrag vereinbart, den Kinder- und Jugendschutz in der digitalen Welt zu stärken. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) hatte ein Verbot sozialer Medien für unter 16-Jährige gefordert.
Großteil der 6- und 7-Jährigen haben schon ein Handy
Laut einer DAK-Studie verwenden mehr als 60 Prozent der 6- und 7-jährigen Kinder bereits ein Smartphone, bei den 10- bis 12-Jährigen sind es bereits mehr als 90 Prozent. Im Schnitt nutzen Kinder und Jugendliche derzeit 157 Minuten täglich Social Media – mehr als ein Viertel der Kinder und Jugendlichen so häufig, dass es krank machen kann.