Es ist eine aufsehenerregende Übernahme in der Medienbranche, die in München besonders aufmerksam verfolgt wird: Der Luxemburger TV-Konzern RTL will für 150 Millionen Euro Festpreis plus einem variablen Anteil, der vom Aktienkurs abhängt, den in München ansässigen Streaming-Dienst SKY kaufen, vorausgesetzt, die Kartellbehörde stimmt zu.
Ministerpräsident Markus Söder zeigte sich zuversichtlich: „Nachdem RTL sagt, sie werden alles von SKY hier am Standort [München] behalten, begrüßen wir die Übernahme sehr, weil es eine verlässliche, dauerhafte Partnerschaft ist.“
„Wir sind ja auch ein bisschen Hollywood“
Zur Eröffnung des Münchner Filmfests hatte Söder rund 60 Film- und Fernsehschaffende zu einem „Gipfeltreffen“ eingeladen. Aus Berlin war dafür Bundeskulturstaatsminister Wolfram Weimer angereist. Wenig verwunderlich, dass Söder bei der Gelegenheit den Filmstandort München rühmte. Rund 12.000 Beschäftigte arbeiten in Bayern in der Branche, es gibt 3.000 Unternehmen, die für Film und Fernsehen tätig sind, auch Computerspiel-Anbieter haben sich bevorzugt in München niedergelassen.
„Wir sind ja auch ein bisschen Hollywood. Bayern produziert immer gern großes Kino und große Gefühle“, so Söder. Bei allem Selbstlob drängte er auf einen „Neustart“ in der Medienpolitik, besonders im Filmbereich: „Wir spüren trotzdem, dass der Filmstandort Deutschland national schwächelt, es gibt Abwanderungstendenzen nach Spanien, Italien, Frankreich, aber auch nach Ungarn. Warum? Weil man das Thema in den letzten drei Jahren in Berlin verschlafen hat. Die zuständige Ministerin [Claudia Roth] kam am Ende nicht zu einem endgültigen Ergebnis.“
Weimer: „Wir haben Probleme“
Bundeskulturstaatsminister Wolfram Weimer räumte ein, dass die deutsche Filmbranche in den vergangenen Jahren in Europa unter verstärktem Konkurrenzdruck steht: „Wir haben Probleme und Marktschwierigkeiten, und die müssen adressiert werden. Das ist in dieser Branche nicht anders als insgesamt in der Wirtschaft nach drei Jahren Rezession. Die Bundesregierung hat sich vorgenommen, nicht nur den Wirtschaftsstandort als Ganzes voranzubringen, sondern auch den Filmstandort.“
Nachdem er die direkte Filmförderquote auf 30 Prozent erhöht habe, gebe es bereits positive Signale, so Weimer: „Das löste schon in den letzten Wochen einen quantitativen und qualitativen Sprung an Anträgen aus.“
Weimer will versuchen, der Filmbranche Mittel aus dem Sondervermögen des Bundes zu verschaffen, mit dem die Infrastruktur modernisiert werden soll. Wie der Bundesfinanzminister darauf reagiert, ist noch unklar. Auf jeden Fall soll es mehr steuerliche Anreize geben, in den Film zu investieren, voraussichtlich bereits im kommenden Jahr. Weimer will darüber noch vor der Sommerpause mit wichtigen Produzenten wie Netflix sprechen.
„Bayern ist ja auch ein Blockbuster“
Was das Filmfest München betrifft, wollte Markus Söder eigentlich mehr internationalen Glanz, doch weil die Landeshauptstadt ihren hälftigen Anteil an der Finanzierung nicht erhöhen will, bremst auch der Freistaat. Er bezuschusst das Festival bisher mit zwei Millionen Euro jährlich: „Wir bleiben offen dafür, noch mehr zu machen. Wir haben das Gefühl, an die Berlinale kommt man näher heran, die kann man ein wenig ‚kitzeln‘, herausfordern.“
Die Berlinale entwickle sich zu einem „Arthouse-Fest mit sehr speziellen Filmen“, so die Einschätzung von Söder: „Wir haben nichts dagegen, wenn man bei uns mehr Blockbuster zeigen würde. Bayern ist ja auch ein Blockbuster.“