Die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland steigt weiter. In diesem Juni mussten 2,4 Prozent mehr Unternehmen Insolvenz anmelden als im Juni vergangenen Jahres. Das gab das Statistische Bundesamt bekannt. Allerdings handelt es sich hier noch um vorläufige Zahlen.
Insolvenzen: „Höchster April-Wert seit elf Jahren“
Für den April berichtet das Bundesamt von 2.125 endgültig beantragten Firmeninsolvenzen. Das waren 11,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Weil es sich aber im Schnitt um deutlich kleinere Unternehmen handelte, sank die Forderungssumme der Gläubiger von 11,4 Milliarden Euro auf 2,5 Milliarden Euro.
Besonders viele Insolvenzen gab es in den Branchen Verkehr und Logistik, aber auch im Bau- und Gastgewerbe. „Der höchste April-Wert seit elf Jahren signalisiert klar, dass Deutschland nach wie vor große Standortprobleme hat“, erklärte Volker Treier, Chefanalyst der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK).
Ursache für die vielen Insolvenzen
Gründe seien unter anderem hohe Kosten für Arbeit und Energie und erhebliche Unsicherheiten im internationalen Geschäft. Die DIHK fordert, die zügige Umsetzung des Investitionssofortprogramms der neuen Regierung.
Der Verband der Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands (VID) sieht aber trotz der vermehrten Insolvenzen in einzelnen Branchen derzeit keine flächendeckende Krise. Insolvenzen seien in ökonomischen Umbruchzeiten keine Seltenheit und sogar zur Erneuerung erforderlich.
Experten: Insolvenzen sind Nachholeffekte
Experten zufolge hat der Anstieg weniger mit der konjunkturellen Dauerflaute in Deutschland zu tun. „Über viele Jahre hinweg haben extrem niedrige Zinsen Insolvenzen verhindert“, sagte der Leiter der Insolvenzforschung am Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), Steffen Müller. „Und während der Pandemie sind durch staatliche Stützungsmaßnahmen auch Unternehmen am Markt geblieben, die bereits zuvor schwach aufgestellt waren.“
Der Zinsanstieg und der Wegfall dieser Hilfen hätten ab Mitte 2022 zu einem Nachholeffekt bei den Firmenpleiten geführt.