Die 26-jährige Amina aus London lebt eigentlich ein ganz normales Leben. Sie ist Doktorandin in Mikrobiologie, arbeitet ehrenamtlich mit Kindern und sehnt sich nach der großen Liebe. Nichts Außergewöhnliches, was sie gleich zur Hauptfigur einer Serie machen müsste. Aber Amina ist das trotzdem, in der britischen Serie „We are Lady Parts“, die ab dem 12. August auf ZDFneo zu sehen ist. Wo ist dann also das Drama?
Punkband aus Muslimas
Vielleicht steckt es ja hier drin: Amina ist nämlich auch Muslima, trägt Kopftuch und spielt in einer Punkband. Und nicht in irgendeiner. Die Band „Lady Parts“ besteht aus fünf Muslimas. Einige von ihnen tragen Kopftuch. Eine sogar ein Niqab – also eine Vollverschleierung. In der Serie wird ihre Musik zusammengefasst als wirrer „Mix aus Haschhymne und wütender Girl Power. Zu einem Teil aus Langeweile, zu zwei Teilen aus Identitätskrise“. Bei diesen Gegensätzen muss es ja Drama geben.
Vorprogrammiertes Drama?
Wie zum Beispiel als Aminas Eltern herausfinden, dass ihre Tochter Punkmusik macht. Ihre Eltern sind schockiert. Eine Muslima, die gerade dabei ist, einen Mann fürs Leben zu finden. Eigentlich ihre Ehre rein halten müsste. Die macht jetzt Musik, sogar eine manchmal so obszöne, mit vulgärer Sprache?
Wobei sich die Szene sofort ganz anderweitig auflöst. Das ist es nämlich gar nicht, was Aminas Eltern daran schockiert. Viel eher reagieren die Eltern überrascht, dass ihre Tochter ihr Lampenfieber überwinden konnte und Live-Auftritte mit ihrer Band mittlerweile gut meistert. Sie sind eigentlich nur eins: stolz auf sie.
Diverser Islam
Und ja, trotz ihres Glaubens. Trotz des Frauenbildes, das es in vielen konservativen Kreisen des Islams noch gibt. Aber die Serie „We are Lady Parts“ schafft es, dem Zuschauer genau das vor Augen zu führen: Wie in jeder anderen Glaubensrichtung gibt es auch im Islam nicht ein einheitliches Bild des „Moslems“, keine homogene Masse. Es gibt den liberal ausgelegten Glauben, den streng konservativen. Für manche kann der Islam feministisch sein. Und manch eine hat vielleicht sogar noch kein einziges Mal eine Moschee von innen gesehen.
Für die Frauen aus „We are Lady Parts“ ist ihr Lifestyle eben durchaus mit ihrer Religion vereinbar. Die Charaktere sind impulsiv und exzentrisch – klassische Mittzwanziger eben. Im Proberaum beten sie zwischen Gitarre und Schlagzeug. Sie haben Situationships, also lockere Beziehungen, sind queer. Sie arbeiten in der Metzgerei, essen ihr Fleisch halal. Und sie schreiben in ihren punkigen Texten unter anderem über genau das: die Berührungsängste anderer mit ihrem Glauben.
Punks, mit großen Träumen
Im Zentrum der Serie steht dabei eigentlich nur eine essentielle Frage: Wird die Band „Lady Parts“ – was übersetzt „weibliche Geschlechtsteile“ bedeutet – so richtig groß durchstarten? Die britische Serie ist auf jeden Fall eine Empfehlung. Für Fans von britischem Humor, von einem authentisch, diversen Cast, überraschenden Wendungen und – natürlich – von Punkmusik.