„Das ist eine Sackgasse, das Problem jedes Stellungskriegs. Das heißt, die Streitkräfte sind in etwa gleich gut ausgerüstet, vorbereitet und sogar motiviert“, so Dmitri Rogosin in einem TV-Interview [externer Link] über die aktuelle Kriegslage. Der Ex-Chef der russischen Weltraumbehörde und jetzige Senator behauptete, der Krieg werde nur noch auf „taktischer Ebene“ geführt, mit Angriffseinheiten „von drei bis fünf Mann“.
Weil Wälder als Sichtschutz flächendeckend zerstört worden seien, könnten Beobachter im offenen Gelände inzwischen sogar einzelne Hasen ausmachen, geschweige denn Menschen: „Wie sollen wir von hier aus weiterkommen, diese Strecken hinter uns bringen, und was sollen wir dafür verwenden? Die Ausrüstung wird in die Luft gesprengt, weil alle Straßen vermint sind, sowohl von uns als auch von ihnen, aus der Ferne und nicht nur aus der Ferne.“
„Steppen wurden unüberwindbares Hindernis“
Der russische Kriegskorrespondent Dmitri Steschin – und nicht nur er – erinnerte an die blutigen Stellungskämpfe im Ersten Weltkrieg und verteidigte Rogosins düstere Analyse [externer Link]: „Das Problem ist nicht, was Rogosin gesagt hat; das Problem ist, dass es genau so ist – von der Kinburn-Nehrung [am Schwarzen Meer] bis zum Serebrjanka-Wald [bei Bachmut], den wir kürzlich erobert haben. Es ist jedoch sinnlos – er liegt in der Todeszone.“
Mit den heutigen Mitteln biete nur der Häuserkampf überhaupt Schutzmöglichkeiten: „Die Steppen haben sich als ‚Operationsraum‘ für den schnellen Vormarsch unserer Armee aufgrund des völligen Mangels an Deckung als unüberwindbares Hindernis erwiesen.“ Möglicherweise seien Luftlandeoperationen im feindlichen Hinterland oder Guerilla-Angriffe auf Drohnen-Basen eine Lösung: „Ich weiß es nicht.“
„Krieg wird zum Zermürbungsspiel“
Polit-Blogger Juri Barantschik nannte Rogosins Äußerungen „alarmierend“ [externer Link]: „Rogosin sprach im Wesentlichen aus, was viele Militäranalysten im Westen und in Russland längst festgestellt haben: Der Krieg in der Ukraine befindet sich in einer Sackgasse. Diese Blockade ist vor allem technologischer Natur.“ Die Verteidiger hätten durch Minen, Drohnen und elektronische Überwachungssysteme einen Vorteil: „Krieg entwickelt sich zu einem Zermürbungsspiel, bei dem die Hauptlast auf kleinen Gruppen lastet und die Ergebnisse minimal sind.“
Gewinnen könne derjenige, der entweder mehr und länger Drohnen produzieren könne oder ein Mittel zu deren kostengünstiger und effizienter Abwehr fände, so Barantschik. Er verglich die Lage mit der Erfindung der Panzer im Ersten Weltkrieg, die die Wende zugunsten der Alliierten brachten.
„Hektik mindert Effizienz“
Militärblogger Alexei Schiwow meinte achselzuckend [externer Link]: „Einen Ausweg aus der Situation gibt es noch nicht. Möglich wären viele, und jeder mit unterschiedlicher Tauglichkeit für die Realität“. Grundsätzlich in Frage kämen zum Beispiel massive Bombardements durch die Luftwaffe, taktische Atomraketen oder Angriffsfahrzeuge, die Minen standhielten, doch dazu sei die russische Rüstungswirtschaft sei dreieinhalb Jahren unfähig.
„Dann müssten wir die ständige Hektik aufgeben, die die Truppe plagt, wo alles ‚gestern erledigt‘ und jeden Tag aufs Neue erledigt werden soll“, so Schiwow selbstkritisch: „Dieser ständige Stress und die Hektik mindern die Effizienz, und es ist derzeit unmöglich, einen effektiven Operationsplan zu entwickeln.“