Für Andreas ist vieles neu: der Schulalltag, die Kolleginnen und Kollegen, die Klassen. Der 26-Jährige hat an der FAU Erlangen-Nürnberg Lehramt für Latein und Geschichte studiert. Nach dem ersten Staatsexamen 2024 ist er nun Referendar am Christian-Ernst-Gymnasium in Erlangen.
Unter Beobachtung: Andreas‘ erster Praxistest im Referendariat
Sein bisher größter Moment: Eine Unterrichtsstunde in Latein, zehnte Klasse, unter den Augen der Seminarleiterin und anderer Referendare. Thema: ein Liebesgedicht des römischen Dichters Catull. Andreas hat den Aufbau der Stunde sorgfältig geplant – von der Übersetzungsarbeit bis zur Interpretation. „Trotz aller Vorbereitung war ich nervös“, sagt er. Doch das Feedback der Seminarleiterin und der anderen Referendarinnen und Referendare fiel positiv aus: konstruktiv, konkret, auf Augenhöhe.
Einstieg ins Lehramt: Zwischen Chaos und Struktur
„Die ersten Wochen im Referendariat sind besonders herausfordernd“, sagt Andreas. „Man kennt weder das Gebäude noch die Abläufe, hat jede Woche einen neuen Stundenplan – und wird ständig neu gefordert.“ Erst nach einigen Wochen wird es ruhiger: „Man übernimmt eine eigene Klasse, bekommt einen festen Stundenplan – das gibt Struktur und Sicherheit.“ Was hilft in dieser Phase? Ruhe bewahren, sich gut organisieren und nicht zu streng mit sich selbst sein. Fehler gehören zum Lernen dazu – gerade in einem Beruf, in dem kein Tag dem anderen gleicht.
So läuft das Referendariat am Gymnasium in Bayern ab
Das Referendariat ist die praktische Phase der Lehramtsausbildung und dauert in Bayern 24 Monate. Die Ausbildung findet an einer Seminarschule sowie an einer Einsatzschule statt. Dort sammeln Referendarinnen und Referendare erste Erfahrungen im Unterricht: zunächst in Form von Hörstunden und kleineren Lehrversuchen, später auch mit eigenverantwortlichem Unterricht – in der Regel elf bis 17 Stunden pro Woche. Gleichzeitig lernen sie den Schulalltag kennen und werden regelmäßig von Seminar- und Betreuungslehrkräften im Unterricht besucht. Zum Programm gehören außerdem Lehrproben. Am Ende steht das zweite Staatsexamen. Mit dem erfolgreichen Abschluss ist der Weg in den Lehrerberuf frei.
Gehalt im Referendariat: Was angehende Lehrer verdienen
Auch finanziell beginnt mit dem Referendariat ein neuer Abschnitt. In Bayern liegt das Einstiegsgehalt für Referendarinnen und Referendare („Anwärterbezüge für angehende Gymnasiallehrer im Vorbereitungsdienst“) bei etwa 1.770 Euro brutto im Monat (externer Link). Lehrerinnen und Lehrer an Gymnasien in Bayern verdienen deutlich mehr: Laut Bundesentgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit im Schnitt rund 5.970 Euro brutto monatlich (externer Link).
Karriere nach dem Lehramt: Chancen im und außerhalb des Klassenzimmers
Nach dem zweiten Staatsexamen beginnt für viele eine langjährige Karriere im Schuldienst. Doch der Beruf bietet mehr als das Unterrichten im Klassenzimmer. Viele Lehrkräfte übernehmen zusätzliche Aufgaben – etwa als Fachbetreuerin, Beratungslehrer oder Oberstufenkoordinatorin. Wer sich weiterentwickeln will, kann auch in die Schulleitung aufsteigen oder in der Bildungsverwaltung mitarbeiten – etwa in Ministerien oder Schulämtern.
Auch jenseits der Schule stehen Lehramtsabsolventinnen und -absolventen Möglichkeiten offen, etwa in der Bildungsarbeit von Verlagen, im schulpsychologischen Dienst oder in der Jugendarbeit. Besonders in Zeiten des Lehrermangels – vor allem in den sogenannten MINT-Fächern – sind die Berufsaussichten gut. Als MINT-Fächer bezeichnet man die Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik.
Warum sich das Lehramtsreferendariat trotzdem lohnt
Das Referendariat ist eine intensive Zeit: viel Verantwortung, wenig Routine, ständiges Feedback. Aber es ist auch eine Phase, in der angehende Lehrkräfte ihren Platz im System Schule finden – und spüren, ob sie im richtigen Beruf angekommen sind. Für Andreas steht fest: „Trotz allem Stress – ich würde den Weg wieder gehen.“