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Wenn es um den Schutz von Flughäfen oder ähnlichen Einrichtungen vor Drohnen geht, dann nennen Experten weltweit drei Stufen: Erkennen, Entscheiden, Eingreifen. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und andere Forschungseinrichtungen arbeiten derzeit genau wie viele Unternehmen daran, diese drei Stufen möglichst effizient zu vernetzen.
Entsprechende Versuche laufen zum Beispiel am nationalen Erprobungszentrum für unbemannte Luftfahrtsysteme in Cochstedt in Sachsen-Anhalt. Im Projekt CUSTODIAN arbeiten dort Forschungsinstitute an einer praktikablen Drohnenerkennung und -abwehr. Diese breite Zusammenarbeit sei eines der umfassendsten Projekte der deutschen Luftfahrtforschung, so die DLR-Chefin Anke Kaysser-Pyzalla: „Die veränderte Sicherheitslage in den letzten Wochen und Monaten macht es dringend notwendig, dass wir durch Wissensaustausch unsere Kompetenzen bündeln.“
Überwachung statt Zufallsprinzip
Erster Schritt beim Schutz vor Drohnen ist also das Erkennen.
Dazu wirft BR24-User „chris79“ die Frage auf: „Sollte eine Drohnenerkennung und -abwehr nicht Standardtechnik an einem Großflughafen sein? Und nach dem ersten Vorfall sollte man doch so aufgestellt sein, dass man danach mehr Leute vor Ort hat.“
Bisher sind deutsche Flughäfen in der Tat oft noch auf das Zufallsprinzip angewiesen: Ein Pilot sieht aus dem Cockpit, dass in der Nähe eines Airports eine Drohne unterwegs ist und warnt den Tower per Funk. Technisch wäre es aber längst machbar, im Umfeld von Flughäfen Sensoren zu montieren, die Drohnen automatisiert sehen und hören, oder auch die Funksignale erkennen können, mit denen die meisten Drohnen gesteuert werden.
Entsprechende Technologien gibt es bereits, die Bundeswehr zum Beispiel hat sie schon in der Vergangenheit zur Absicherung von Feldlagern bei Auslandseinsätzen installiert. An hiesigen Zivilflughäfen sind sie bisher aber nicht üblich, auch weil es derzeit noch an klaren Zuständigkeiten fehlt.
Kontrollzentrum als „Hirn“ für riesige Datenmengen
In einem modernen Drohnenabwehrsystem werden die Daten von verschiedenen Sensoren gesammelt. Eine Künstliche Intelligenz sortiert dann, ob es sich zum Beispiel um „normalen“ Funkverkehr, Vögel oder tatsächlich Drohnen handelt. Die Fachleute im Kontrollzentrum entscheiden dann, wie reagiert wird.
Entsprechende Technologien vermarktet unter anderem der bayerische Sensorikspezialist Hensoldt unter dem Namen „Elysion“. Eine ähnliche Lösung hat die Firma „Dedrone“ aus Kassel entwickelt, die im vergangenen Jahr von einem US-Unternehmen gekauft wurde.
Verwirren, einfangen oder abschießen?
Wie verhindert man im Ernstfall, dass eine Drohne in einen geschützten Luftraum – wie an einem Flughafen – eindringt? Gerade an zivilen Airports geht es in der Praxis weniger darum, Drohnen abzuschießen. Das wäre in den meisten Fällen zu gefährlich, da zum Beispiel alle bayerischen Flughäfen direkt an bewohnte Gebiete angrenzen. Unkontrolliert abstürzende Teile von Drohnen oder von Geschossen könnten deshalb Menschen am Boden gefährden.
Das DLR forscht derzeit an Lösungen, die Elektronik der Fluggeräte gezielt zu stören und sie so zur Landung zu zwingen.
Eine andere Möglichkeit bringt BR24-User „Jo_MUC_64“ ins Spiel: „Könnte man den Luftraum über Flughäfen nicht mit Radardrohnen überwachen? Wenn eine Drohne gesichtet wird, steigt diese Abwehrdrohne auf und verfolgt den Angreifer.“
Tatsächlich setzen Forscher auf Abfangdrohnen, die auch automatisch starten könnten. Sie wären zum Beispiel mit Fangnetzen ausgerüstet, könnten anfliegende Drohnen im Extremfall auch rammen und so halbwegs kontrolliert zum Absturz bringen.
Darüber hinaus gibt es auch noch Laserwaffen, die zum Beispiel das israelische Militär nach eigenen Angaben unter dem Namen „Iron Beam“ einsetzt, um die Sensoren von Drohnen zu stören. Entsprechende Versuche gab es auch schon hierzulande. Die Rüstungsunternehmen MBDA Deutschland und Rheinmetall testeten ein Lasersystem auf einer Marinefregatte. Allerdings gibt es bisher noch keinen entsprechenden Beschaffungsauftrag von Bundeswehr oder Polizei.
Vorbild Singapur
Spricht man mit Sicherheitsexperten über Ideallösungen für einen drohnensicheren Airport, dann wird immer wieder Singapur genannt. Der dortige Flughafen Changi gilt international als Musterbeispiel für eine durchgängige Abwehr von unerwünschten Flugobjekten. Rund um das Airport-Gelände gilt eine fünf Kilometer breite Flugverbotszone, die unter anderem mit einem Netz von Sensoren überwacht wird. Deren Daten fließen in ein Kontrollzentrum, das rund um die Uhr besetzt ist. Die dort stationierten Beamten haben auch die Entscheidungsgewalt, Drohnen durch elektronische Systeme oder Abfangdrohnen abzuwehren.
Darüber hinaus starteten die Behörden von Singapur breit gestreute Informationskampagnen, um Hobby-Drohnenpiloten auf entsprechende Verbote sowie hohe Geld- und mögliche Haftstrafen hinzuweisen. Seither spielen Störungen durch Drohnen im Flugverkehr in Singapur praktisch keine Rolle mehr.