Die Auswahl am Zeitschriftenregal ist kaum zu überblicken: Polizist Pit lockt mit Handschellen, Käpt’n Sharky bietet Pfeil und Bogen und Benjamin Blümchen hat eine Taschenlampe als Heftbeilage. Lego und Playmobil versuchen, mit Star-Wars-, Ninja- und Superheldenfiguren Kinder zum Kauf zu bewegen, und rosarote Hefte mit Pferden oder Schminksets sollen speziell Mädchen ansprechen.
Das war nicht immer so, weiß Claudia Heigl von der Bahnhofsbuchhandlung Ganter in Freising. Sie erinnert sich an ihre Kindheit, als sie Zeitschriften mit Spielzeug nur aus Italien kannte. In Deutschland gab es ab 1975 Yps: „Das war das erste mit Gimmick, diese Frösche oder Urzeittiere, die man in Wasser einlegen konnte. Es war interessant und pädagogisch einigermaßen wertvoll.“
Kariertes Känguru mit Gimmick
Auch Michael Promberger aus dem Landkreis Pfaffenhofen erinnert sich noch an das Heft mit dem karierten Känguru, an dem das heißersehnte Gimmick klebte. „Meistens habe ich es mir nur angeschaut, wenn ich kein Taschengeld mehr hatte. Am tollsten war der Solar-Zeppelin.“ Eigentlich nur eine schwarze Plastiktüte, die aber mit Luft gefüllt an einer Schnur richtig hoch fliegen konnte.
Die Urzeitkrebse zum Züchten, das Fernglas, mit dem man um die Ecke gucken kann, oder Zaubertricks wie die Gelddruckmaschine waren Gimmick-Klassiker. „Es war häufig eine Aktivität mit den Extras verbunden“, sagt Jörg Risken vom Verlag Egmont Ehapa, dem Yps heute gehört. „Heute versprechen viele Heftzugaben Instant-Fun, also dass man sie sofort verwenden kann. Bei Yps musste man sich damit beschäftigen und entdecken.“
Bei manchen Gimmicks war sogar sehr viel Fantasie nötig. „Das Abenteuer-Zelt war unvergessen und gleichzeitig die größte Enttäuschung: Es war nur eine Plane, die über ein Seil gespannt werden musste. Aber das gehörte dazu, das war der Spaß an Yps“, erinnert sich Risken.
Oase für die westdeutsche „Comic-Wüste“
600.000 Exemplare zählte die Auflage von Yps zu seinen besten Zeiten. Die Idee zum Heft kam von der noch erfolgreicheren Zeitschrift „Pif Gadget“ aus Frankreich, ein Magazin mit Nähe zur kommunistischen Partei. Auch wenn der Comic-Hund Piff im Yps-Heft übernommen wurde – das deutsche Heft mit dem Känguru blieb stets unpolitisch.
Für den Comicforscher Martin Frenzel war das erste Yps-Heft vor 50 Jahren eine Offenbarung. „Westdeutschland war damals eine arge Comic-Wüste“, sagt Frenzel, „in dieser Zeitschrift konnte man richtige frankobelgische Comic-Perlen lesen.“ Neben Asterix und Lucky Luke waren das für ihn die Western-Geschichte um Buddy Longway von Derib oder „Die Indianer“ von Hans G. Kresse.
Yps-Comeback nicht in Sicht
Die Konkurrenz zu Yps war in seiner 25-jährigen Erfolgszeit nicht groß: Die Beilagen im Micky-Maus-Heft waren meist Papp-Basteleien und längst nicht so üppig wie die Yps-Gimmicks. Mit dem Ende von Yps im Jahr 2000 begann der Boom der Plastik-Heftbeilagen, der bis heute anhält, beobachtet Claudia Heigl, deren Eltern bereits den Bahnhofskiosk in Freising führten.
Heute sind diese Hefte monothematisch an bestimmte Marken wie „Wickie“, „Die Maus“ oder „Die drei Fragezeichen“ gebunden, bei Yps waren die Comics bunt durchgemischt. Die Neuauflage, die von 2012 bis 2017 in kleinerer Auflage angeboten wurde, konnte nicht an den früheren Erfolg anknüpfen. „Die heutige Generation fährt eher auf Mangas ab“, sagt Comic-Forscher Martin Frenzel.
Die kürzlich erschienene Jubiläumsausgabe war dennoch schnell ausverkauft, sagt Claudia Heigl. Doch Yps lebt heute vor allem in der Nostalgie seiner inzwischen erwachsenen Fans. Für ein Comeback im großen Stil reicht das wohl nicht.