Ein letztes Mal geht es für die Musikerinnen und Musiker des Münchner Rundfunkorchesters in die vertraute Halle mit der markanten Holzverkleidung – das Studio 1 im Funkhaus des Bayerischen Rundfunks am Münchner Hauptbahnhof. Jahrzehntelang der Ort für Proben, Aufnahmen und auch Auftritte. Doch bald ist das Studio Geschichte, die Räume müssen saniert werden.
„Sehr wehmütig“ beschreibt Schlagzeuger Andreas Moser seine Stimmung. „Es ist viel passiert hier und es tut einem schon ein bisschen weh.“ Das Ambiente und den „Flair“ des alten Gebäudes wird er vermissen. „Es geht leider vieles verloren für uns.“ Optimistischer zeigt sich der stellvertretende Solobassist und Orchestervorstand Peter Schlier: „Wir hatten jetzt hier 40 oder 50 erfolgreiche Jahre in diesem Studio, es ist jetzt gut und an der Zeit in neue Räume und neue Projekte aufzubrechen.“
Riesenumzug nach Unterföhring
Neue Räume findet das Orchester in einem umgebauten Fernsehstudio in Unterföhring. Für fünf Jahre werden sie dort bleiben, bevor sie dann in neue Räumlichkeiten am BR-Hochhaus am Hauptbahnhof umziehen. Der Umzug ist eine logistische Herausforderung. Unzählige Kisten mit persönlichen Gegenständen der Musikerinnen und Musiker stapeln sich im Keller. Riesige Wägen mit Pauken und Instrumentenkoffern sind bereit für den Abtransport.
Am Ende braucht es für den Umzug vier Sattelschlepper, schätzt Orchesterwart Thorsten Cremer: „Die Herausforderung ist, dass man das im laufenden Betrieb erledigen muss.“ So müsse gut abgeschätzt werden, welche Gegenstände die Musiker gerade noch für die Proben oder Konzerte brauchen. Und die sollten dann noch erreichbar sein.
Von Klassik bis Hip-Hop
In ihrer letzten Probe im Funkhaus macht das Orchester eine musikalische Zeitreise ins Frankreich in der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Zusammen mit dem Sänger Vladimir Korneev interpretieren sie Stücke von Édith Piaf. Chasons spielt das Rundfunkorchester ebenso gern, wie Hip-Hop oder Popmusik.
Orchestervorstand Peter Schlier erinnert sich an die Zusammenarbeit mit Rappern, Pop- oder Indiebands beim PULS-Festival, das mehrmals im Studio 1 im Funkhaus stattgefunden hat. „Das ist die Markenbeschreibung des Münchner Rundfunkorchesters, wir machen alles außer das Normale.“ In Zukunft aber nicht mehr in der Innenstadt, sondern im Münchner Norden.