Nein, diese Schau zeigt kein Best-of der verrücktesten surrealistischen Ideen, es gibt keine fließenden Uhren und auch kein Hummer-Telefon: Das Münchner Lenbachhaus zeigt den Surrealismus so, wie er sich selbst verstanden hat: als politische Bewegung, sagt Kuratorin Stephanie Weber: „Es gibt unseres Erachtens keinen Surrealismus, der nicht politisch ist, es muss immer gegeben sein, dass man die Gesellschaft, so wie sie ist, komplett verändern möchte.“
Surrealismus als politische Bewegung
Der Surrealismus entstand parallel zum Faschismus, aber er war nicht nur genuin antifaschistisch, er war auch international: Von Prag über Paris, bis nach Kairo und Martinique verfolgt die Ausstellung seine Spuren. Alle gezeigten Künstlerinnen und Künstler litten unter den Faschisten, sie konnten nicht ausstellen und nicht veröffentlichen, hatten kein Geld und fürchteten um Leib und Leben. Doch egal wie groß die Nöte waren: Immer fanden sie eine Möglichkeit, Widerstand zu leisten. Ihre Freiheit lag in der Vorstellungskraft, im Glauben an eine andere Welt.
Vereint im Glauben an eine andere Welt
„Die KünstlerInnen, die wir zeigen, hatten eine Haltung: Die Welt, so wie sie ist, die reicht nicht aus, hier wollen wir nicht leben“, erklärt Kuratorin Stephanie Weber. „Und das bezieht sich nicht nur auf Deutschland oder Frankreich, sondern auf eine Welt, die unter den falschen Prämissen läuft: kapitalistische Ausbeutung, Kolonialismus, Rassismus. Viele der Surrealisten der ersten Generation waren auch im 1. Weltkrieg, es zieht sich also auch ein Kriegstrauma durch die Bewegung und eine absolute Abneigung von allem, was mit Nation einhergeht.“