Im März erst wurde das Goldbach Museum Ergoldsbach (externer Link) in Niederbayern offiziell eröffnet und schon jetzt ist es einer der beiden Preisträger des „Bayerischen Museumspreises“ – und bekommt damit den mit 10.000 Euro dotierten Preis für ein ehrenamtlich geführtes Museum. Das Stadtmuseum Burghausen bekam den mit 20.000 Euro dotierten Preis für ein Museum mit haupt- oder nebenamtlich-wissenschaftlicher Leitung.
Die Geschichte des Stadtmuseums Burghausen (externer Link) reicht im Vergleich zum Goldbach Museum schon sehr viel weiter zurück. Schon im Jahr 1899 hatten 20 Bürger den Stadtmuseums- und Altertumsverein Burghausen gegründet. Ihr Ziel war es, erhaltenswerte Gegenstände zu sammeln und sie in einem Museum in der Hauptburg öffentlich zugänglich zu machen, um so die leerstehende Hauptburg sinnvoll zu nutzen.
Das Goldbachmuseum befindet sich im Wohnhaus eines ehemaligen Hofguts in Ergoldsbach mit rund 62 Hektar Grundbesitz. Das Museum grenze sich ab von den herkömmlichen Heimatmuseen, sagte Ludwig Kunert, der erste Vorsitzende des Museumsvereins dem BR. „Wir haben eine Ausstellung über Archäologie, über die Vereine, die Gemeinschaftsvorsorge, fürs Handwerk und für die Religion.“
Ein aktiver Geschichtsraum
Das Goldbachmuseum versteht sich nicht nur als Ort der Aufbewahrung, sondern als aktiver Geschichtsraum. Die Sammlung wird durch wechselnde Schwerpunkte und Sonderausstellungen lebendig gehalten. Jeder Raum sei einem Protagonisten oder einer Protagonistin gewidmet, erzählt Kunert.
So sei ein Raum der Ergoldsbacher Metzgerin Kathi Littich gewidmet, die 1912 die Meisterprüfung im Fleischerhandwerk ablegte. Eine für die damalige Zeit so ungewöhnliche Leistung, dass sogar ein „Pariser Journal“ darüber berichtet habe und ein New Yorker Hotelier auf sie aufmerksam wurde: „Der wollte die Frau da drüben vermarkten, aber ihr Mann hat sie leider nicht gelassen“, erzählt Kunert.
Ein Raum für Dominik Brunner
Erinnert wird im Goldbachmuseum auch an den Ergoldsbacher Dominik Brunner. Auf tragische Weise bekannt wurde Brunner, weil er nach dem Versuch, eine Gruppe Schüler vor mehreren Jugendlichen zu beschützen, am Münchner S-Bahnhof Solln selbst von zwei der Jugendlichen attackiert und schwer verletzt wurde. Der 50-Jährige starb kurze Zeit später im Krankenhaus an Herzversagen.
Dominik Brunner sei ein persönlicher Freund von Museumsvorstand Ludwig Kunert gewesen. „Wir waren am selben Tag verabredet, aber er ist nicht gekommen und am nächsten Tag habe ich das erfahren.“ Er sei für die Gesellschaft sehr wichtig, „für die Zivilcourage, die jemand zeigt: also nicht wegschauen, nicht weglaufen, sondern sich wirklich engagieren, wie wir es jetzt im Verein auch für das Museum tun“.
Viele Objekte im Depot
Spatenstich für den Umbau des Gebäudes war 2022 und seither haben die Ehrenamtlichen viel Zeit in das Projekt Goldbachmuseum gesteckt, sagt Ludwig Kunert dem BR. „Wir haben uns gedacht, wir zählen die Stunden lieber nicht, wir machen es einfach, dass was Vernünftiges rauskommt. Aber man muss schon engagiert sein.“
Die Sammlung des Museums umfasst etwa 150 Exponate in der Ausstellung und 2.000 Objekte im Depot. Und gerade für die Objekte im Depot könne man das Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro gut nutzen. Denn das Depot, das sich im Rathauskeller befinde, müsse mit Regalen „neu organisiert werden. Dass man die Exponate, die wir da unten noch für Sonderausstellungen haben, richtig unterbringen können“.
Geöffnet ist das Goldbach Museum Ergoldsbach jeden dritten Sonntag von 14 bis 16 Uhr. Aber wenn sich über die Homepage des Museums mehr als zehn Leute anmelden, dann „machen wir auch Führungen außerhalb der Öffnungszeiten“, sagt Kunert.
Seit 1991 lobt die Versicherungskammer Kulturstiftung alle zwei Jahre den Bayerischen Museumspreis aus, um die Kulturarbeit der bayerischen Museen zu würdigen und zu fördern. „Bayern kann stolz sein auf seine vielfältige Museumslandschaft. Aber diesen Reichtum gilt es zu pflegen und zu unterstützen“, sagt Franz Kränzler, Mitglied des Vorstands der Versicherungskammer Kulturstiftung.