Er könne schwer nachvollziehen, wie sich Kirk als intelligenter, gläubiger Mann so hinter Trump stellen konnte, so der Passauer Bischof Stefan Oster auf seiner Facebook-Seite.
„Von Trump sind sein Umgang mit der Wahrheit, mit benachteiligten Menschen, mit Frauen, mit politischen Gegnern hinreichend bekannt. Seine Reden sind oft genug durchtränkt von der Verachtung anderer.“ Außerdem habe er beim Gedenken für Kirk demonstrativ seinen Hass gegen den politischen Gegner zum Ausdruck gebracht – obwohl die Witwe von Charlie Kirk um Vergebung gebeten und selbst dem Mörder ihres Mannes vergeben habe.
Oster warnt vor Nähe zu Trump
„Ich halte deshalb die politische Instrumentalisierung des Todes von Kirk durch Trump und seine Regierung für ein Signal, das uns alle wach und wachsam machen muss.“ Die politische Macht, die den Gegner mit Hass überziehe, sei eine Falle für Christen. Auch hierzulande gebe es politische Kräfte, die – bisweilen auch im Namen des Glaubens – die Nähe zu Trump suchen würden oder seinen Politikstil imitieren wollten, so der Passauer Bischof weiter.
Die Gefahr im konservativen Katholizismus und in konservativen christlichen Lagern auch politisch nach rechts abzudriften, sei nicht gering. Und die Gefahr, im liberalen Katholizismus und im liberalen Christentum nach links zu gleiten, ohne Grenzen wahrzunehmen, sei ebenso gegeben, schreibt Oster in seinem Facebook-Post und fordert Christen auf, sich gegen weitere Polarisierung zu stemmen, die Mitte zu stärken und sich gegenseitig zuzuhören.
Bätzing warnt vor antidemokratischer Bewegung
Ähnliche Worte kommen vom Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing. Beim Eröffnungsgottesdienst zur Herbstvollversammlung der deutschen katholischen Bischöfe in Fulda warnte er vor einer antidemokratischen katholischen Bewegung. Er bezog sich auf den sogenannten katholischen Neo-Integralismus, eine Ideologie, die auf eine Unterwerfung des Staates unter die Autorität der katholischen Kirche abzielt. „Solche Gläubige machen sich mitunter zu Handlangern derer, die den antidemokratischen Umbau ganzer Staaten im Sinn haben und das Weltgefüge einseitig politisch, wirtschaftlich und ideologisch verändern wollen.“
Katholischer Gottesstaat: Anhänger werden mehr
Der Neo-Integralismus hat in den vergangenen Jahren unter Theologen und Intellektuellen in den USA und in Europa an Boden gewonnen. Seine Vertreter halten die liberale Demokratie für gescheitert und wollen sie durch eine Art katholischen Gottesstaat ersetzen.
Einige berufen sich dabei offen auf frühere katholische Diktatoren wie den Spanier Francisco Franco und den Portugiesen António Salazar. Als wichtigsten heutigen Verbündeten der Bewegung sehen manche Experten US-Vizepräsident JD Vance.