Milena Mergell ist Mutter der 13-jährigen Minou. Die Marketing-Direktorin arbeitet in Vollzeit für eine internationale Hotelkette. Von Minous Vater Thomas Baum hat sie sich getrennt, als die Tochter zwei Jahre alt war. Seitdem teilen sich die beiden im sogenannten „Wechselmodell“ das Sorgerecht für ihre Tochter.
„Es war Thomas’ Wunsch, dass das Wechselmodell, also die 50/50 Regelung tatsächlich geführt wird. Ich war selbst überrascht, dass es auch für mich sehr angenehm war. Der Nachteil ist natürlich, und das muss ich leider zugeben, dass man nur die Hälfte vom Leben des Kindes mitbekommt,“ sagt Milena Mergell. So hat sie beispielsweise den letzten Geburtstag von Minou verpasst. Da war ihre Tochter bei ihrem Vater.
Respektvoller und wertschätzender Umgang
Thomas Baum hat bereits eine ältere Tochter. „Als ich mich von deren Mutter getrennt habe, habe ich viel falsch gemacht. Ich habe die Arbeit viel zu wichtig genommen und hatte viel zu wenig Zeit für meine große Tochter. Da habe ich mir geschworen: Dieses Mal mache ich es ganz anders.“
Die getrennt lebenden Eltern müssen sich gut abstimmen. Sie nutzen ein Planungstool, in das sie Termine und Urlaube eintragen. Für die beiden ist das der beste Weg, immer den Überblick zu behalten. Doch auch damit kommt es zu Missverständnissen. Etwa darüber, wie weit im Voraus die gemeinsame Planung stehen muss.
„Tochter glücklich gemacht“ – trotz Trennung
Ihre Erfahrungen zum Wechselmodell haben die beiden in dem Buch „Unser Kind hat zwei Zuhause“ beschrieben. „Das haben wir gemacht, weil wir denken, dass das Wechselmodell gut funktioniert, und vor allem gut für die Kinder ist.“ Zumindest sei das ihre Erfahrung. „Auch wenn es manchmal kompliziert ist, und viele Absprachen nötig sind: Wir haben das Gefühl, dass wir dadurch unsere Tochter glücklich gemacht haben. Trotz unserer Trennung.“
Die beiden haben auch immer versucht, ihre Regelungen an das Leben und Alter der Tochter anzupassen. Zum Beispiel als sie nach Einführung des Wechselmodells gemerkt haben, dass Minou die Übergaben zu schaffen machten. „Ein Übergabe an der Haustür war immer ein Drama, Übergaben in der Kita oder später über Freunde war hingegen kein Thema“, sagt Milena Mergell. „Dementsprechend haben wir dann darauf geachtet, dass wir diese Situationen vermeiden und auch Stippvisiten zur Übergabe von Klamotten oder ähnliches unterlassen.“ Mit dem Alter habe sich das Thema dann auch von allein erledigt und heute könne sich Minou nicht mehr daran erinnern.
Ein Fazit der beiden: Es braucht Zeit und Übung, das Wechselmodell zu leben. Aber eine klare Erkenntnis der beiden war immer: „Wir haben uns für die Variante entschieden, die für Minou am Besten ist.
„Bei uns ist es irgendwie normal“
Wenn man die 11-Jährige Minou selbst fragt, erzählt sie davon, dass sie oft ihre Zahnspange oder ihren Wecker vergisst, wenn sie von einem Elternteil zum anderen wechselt. Aber sie wisse auch, dass es bei anderen Familien insgesamt schwieriger sei. „Bei uns ist es irgendwie normal“, findet sie.