„Ich denke, jetzt versteht jeder endlich, wie Minister und Bürokraten denken und wie sie leben“, so einer von rund 4.000 Youtube-Kommentatoren. Ein weiterer schrieb: „Es ist beängstigend, was für Idioten als Funktionäre arbeiten.“
„Wie viele davon gibt es?“
Kreml-Propagandist Sergei Markow drohte dem Ex-Weggefährten Putins Konsequenzen an und verlangte die „Überprüfung aller laufenden und abgeschlossenen Fälle durch die Staatsanwaltschaft“, sowie ein Gerichtsverfahren und die Beschlagnahme von Eigentum: „Jeder hat jetzt vor allem eine Frage: Wer ist in der russischen Regierung genau wie Jakemenko? Wie viele davon gibt es?“
Der kremlkritische Blogger Anatoli Nesmijan schimpfte: „Moralisch gesehen sind diese Menschen buchstäblich tot. Ohne moralischen Kompass, klassische lebende Leichen. Und ausgerechnet ihnen wurde von der Macht die Jugend anvertraut – wem auch sonst?“
„Es gibt mehr, als uns lieb ist“
Andere argumentierten, Jakemenkos Skandal-Interview komme Putin sogar zugute: „Jetzt brauchen wir echte Überzeugungen, keine geheuchelten. Manchmal ist so ein Bekenntnis aus Sicht der Elite als abschreckendes Beispiel gefragt, übrigens vom Chef selbst eingefordert. Nach dem Motto: Der Zar ist gut, die Bojaren sind schlecht. Jakemenko hat zugegeben, dass er einer dieser Bojaren war.“
Vom „Zusammenbruch einer Persönlichkeit vor laufender Kamera“ war die Rede. Manch einer fühlte sich an den radikalen Nihilismus von Friedrich Nietzsche erinnert, wie er im zeitweise verbotenen Roman „Ssanin“ des russischen Autors Michail Arzybaschew (1878 – 1927) gefeiert werde. So schrieb Bloggerin Maria Sergejewa, selbst zeitweise in der Präsidialverwaltung tätig: „Ich glaube, es gibt weniger Jakemenkos, als wir denken, aber mehr, als uns lieb ist. Wenn das Lebensziel eines Menschen viel Geld ist, dann strebt er nach einem Platz in der Nähe des Kremls, am besten so nah wie möglich. Ganz einfach, weil in unserem Land das wirklich große Geld dort verteilt wird.“
Das System Putin produziere Opportunisten wie Jakemenko „am Fließband“, so einer der Diskutanten: „Ich erinnere mich an ein Video aus den 90er Jahren, in dem ein Journalist einen Obdachlosen fragte, was er tun würde, wenn er Präsident wäre. Er antwortete: ‚Nun, ich würde ein paar Bündel Geld aus dem Safe stehlen und abhauen.'“