US-Präsident Donald Trump mischt neben der Automobil- nun auch die internationale Filmbranche auf: Er möchte auf amerikanische Filme, die im Ausland produziert werden, 100 Prozent Zölle erheben. Das kündigte Trump auf seiner Social-Media-Plattform „Truth Social“ an.
Trump-Behauptung: Hollywood stirbt
Konkret behauptet der US-Präsident, dass die Filmindustrie in Amerika am Sterben sei. Seiner Meinung nach würden andere Länder versuchen, Filmemacher und Studios mit verschiedenen Anreizen aus den USA zu sich locken. Dadurch soll Hollywood in den letzten Jahren vor allem viele Arbeitsplätze verloren haben. Damit soll nun Schluss sein: Es sei eine große Industrie, die ihren Ursprungsort, die USA, verlassen habe. „Wir werden sie zurückholen!“, so Trump.
Bayerische Filmwelt ist irritiert
Aus der Sicht vieler bayerischer Filmschaffender sorgen Trumps plötzliche Zollankündigungen für Verwirrung. Vor allem für die bayerischen Filmstudios sind die Zoll-Pläne keine gute Nachricht, meint die Filmproduzentin Corinna Mehner, Professorin der Hochschule für Fernsehen und Film in München: „Die Auswirkungen würden sein, dass die amerikanischen Produktionen nicht mehr nach Bayern kommen. Weil, wenn man die mit 100 Prozent belegt, das wäre dann schon ein großer Betrag, der dann nochmal oben drauf kommt. Und dann würde es sich nicht mehr rentieren, hier in Bayern zu drehen.“
Zudem wäre Trumps Idee, amerikanische Filmproduktionen wieder verstärkt in die USA zu verlegen, eine erhebliche Einschränkung in der Kreativität vieler Filmschaffender. Die Geschäftsführerin des Film- und Fernsehfonds Bayern Dorothee Erpenstein betont, dass internationale Koproduktionen verschiedene Länder zusammen brächten: „Wenn Filmschaffende gemeinsam an neuen Projekten arbeiten, entsteht ein wertvoller Know-how-Transfer in allen Gewerken – von der Kamera über den Schnitt bis zu den visuellen Effekten. Verschiedene Perspektiven kommen zusammen, die neue Ideen möglich machen.“
Wichtige Koproduktionsländer für Bayern sind neben den USA laut Erpenstein unter anderem Frankreich, Luxemburg, die Schweiz, Österreich, Tschechien, Großbritannien, die Benelux-Staaten und Italien.
Bayern ist ein beliebter Produktionsstandort
Generell ist der Freistaat Bayern bei amerikanischen Filmemachern ein beliebter Produktionsstandort. Etwa wegen der Handlung oder der Kulisse, erklärt Oliver Berben, Vorstandvorsitzender der Produktionsgesellschaft Constantin Film in München. Bayern sei ein Standort, der „dank einer starken Filmbranche, einer sehr gut ausgebauten Infrastruktur, stabiler politischer Rahmenbedingungen und verlässlicher Finanzierungswege gut aufgestellt ist“. Vor allem der finanzielle Aspekt spielt laut Berben bei der Auswahl des Produktionsstandorts eine wichtige Rolle. Er erklärt, dass es in den letzten Jahren für die amerikanischen Studios – speziell in Kalifornien – allein aus Kostengründen nahezu unmöglich gewesen sei, Filme ausschließlich in Amerika herzustellen. „Die Lohnkosten, die technischen Kosten, alles ist nach oben gegangen“, so Berben.
Länder wie Kanada etwa, aber auch Deutschland, locken die Filmemacher insbesondere mit Subventionen und Förderungen an.
Penzing Studios: Zwei Drittel aller Filme sind US-Produktionen
So kommt es, dass auf dem Gelände eines ehemaligen Luftwaffenstützpunkts in Penzing bei Landsberg am Lech vor drei Jahren ein riesiges Film-Studio mit mehreren Hallen in Betrieb ging.
Zwei Drittel aller Filme und Serien, die hier entstehen, sind US-amerikanische Produktionen. Beispielsweise die Fantasy-Comicverfilmung „The Crow“ oder die Amazon-Prime-Serie „Nine Perfect Strangers“ mit Nicole Kidman.
Auch die Münchner Produktionsfirma Constantin Film produziert Filme speziell für den US-amerikanischen Markt und wäre ebenfalls den angekündigten Zöllen unterworfen, wenn sie nicht in den USA drehe, so Berben. Er nennt zwei Produktionen: „Die eine ist in Südafrika hergestellt worden, die andere in Kanada. Das sind genau solche Produktionen, die international englischsprachig sind. Und diese Produktionen sind genau die, die Trump da im Auge hat.“ Zölle auf diese Filme könnten die Produktionsfirma hart treffen.
Trump: Optionen müssen erst geprüft werden
Wie es sich der US-Präsident genau vorstellt, Zölle auf immaterielle Kulturgüter umzusetzen, ist bis jetzt noch offen. Das Weiße Haus erklärte, dass man noch keine endgültigen Entscheidungen getroffen habe und alle Optionen geprüft würden.