Gleich im ersten Track ihres neuen Albums macht Nina Chuba eine klare Ansage: „Ich bin hier noch nicht fertig, ich misch‘ den Laden auf. Gut erholt und gefährlich, lös ne Massenpanik aus“. Und macht klar: Sie ist kein One-Hit-Wonder. Keine, die einfach nur einmal Glück hatte. Sie hat es drauf. Und sie ist hier, um zu bleiben.
Mit „Ich lieb mich, ich lieb mich nicht“ versucht die Pop-Künstlerin aus Hamburg nun ihren zweiten großen Aufschlag. Und das ist immer etwas Besonderes. Schon viele Künstlerinnen und Künstler sind am zweiten Album gescheitert. Daran, an den allerersten Erfolg anzuknüpfen, sich den Erwartungen und auch dem Druck von außen zu stellen. Ein Risiko für Nina Chuba, denn sie hat gut vorgelegt.
Ein Riesenerfolg: Wildberry Lillet
Im August 2022 erschien „Wildberry Lillet“ und war über Nacht plötzlich überall. Der Song wurde ein Nummer-1-Hit. In Deutschland hat er zweimal Platin erreicht, ihr darauffolgendes Debüt-Album „Glas“ holte Gold. Es folgte ein Jahr voller Festival- und Fernseh-Auftritte, Headliner-Konzerte und zwei ausverkaufte Tourneen.
Für ihr zweites Album hat sich Nina Chuba Zeit genommen, hat sich erstmal ein bisschen zurückgezogen, war sympathisch und lustig auf TikTok unterwegs und hat hier und da mal einen Song veröffentlicht. „Ich lieb mich, ich lieb mich nicht“ klingt nicht wie ein Schnellschuss. Keine unüberlegte Platzpatrone, die schnell hinausgefeuert wird, damit etwas da ist. Die Platte ist durchdacht. Sie schärft das Profil von Nina Chuba als Künstlerin und als Stimme einer jungen Generation.
Texte aus dem Leben einer Mittzwanzigerin
Thematisch kämpft sich Nina Chuba durch all die Gefühle, die man eben so hat als junger Mensch, der gerade seinen Weg findet: Wut, Liebeskummer, Einsamkeit, Stolz, Freude. Wieder packt sie all diese Emotionen in Pop-Rap. Keine großen Überraschungen, alles recht glatt, aber catchy. Nina Chuba kanalisiert Melodien und Flows, die an Trettmann und Peter Fox erinnern, bei ihr doch eine absolut eigene Note haben: jung, frech und, ja, auch feministisch. Im Video und Remix zum Song „Rage Girl“ zum Beispiel versammelt die Künstlerin sieben andere Musik-Kolleginnen neben sich und singt: „Tätowier mir mein’n Nam’n, bevor, bevor ich mich vergesse. Der nächste Typ, der’s besser weiß, kriegt direkt auf die Fresse“.
Songs für die Generation TikTok
Die Fans von Nina Chuba gehören größtenteils zur Generation TikTok. Und die konsumiert ihren Content vor allem audiovisuell. Also schreibt die Musikerin auf „Ich lieb mich, ich lieb mich nicht“ lauter kleine Storys, die sich gut vertonen und verfilmen lassen. Jedes Video ein kleines Movie. Jeder Song wie eine Sprachnachricht um drei Uhr nachts an die beste Freundin. Das Album wird zum musikalischen Gruppenchat: direkt, chaotisch und ehrlich.
In der NDR-Talkshow fasst sie ihre neuen Songs zusammen: „Dieses Album geht einfach so um diese Zerrissenheit, die man so manchmal in sich trägt, die auch gar nicht widersprüchlich sein muss, sondern auch zueinander gehört.“ Und es ist genau das, dieses offene Bekenntnis zur Verletzlichkeit, das auch das zweite Album der Künstlerin hörenswert macht. Hier breitet sich eine Frau aus mit ihrer Musik. Und sie macht das mit Spaß, mit der Anstiftung zum Empowerment und mit dem Blick auf eigene Ängste und Schwächen.