Mittagessen im Pfarrhaus der Pfarreiengemeinschaft Christkönig-St. Franziskus, Augsburg. Spaghetti mit Rote Bete-Kokosmilch-Sauce, dazu Salat. Zubereitet von Petra Miller. Der Esstisch ist Treffpunkt einer ungewöhnlichen Wohngemeinschaft. „Segne uns und unsere Tischgemeinschaft. Amen“, beendet Pfarrer Michael Kratschmer das Tischgebet. „Fröhlichen Hunger“, antwortet Pfarrhaushälterin Petra Miller.
Seit sieben Jahren führt die 59-Jährige den Haushalt von Pfarrer Kratschmer. Ihre Jobbeschreibung: Kochen, Putzen, Waschen, Garten machen und Korrektiv sein. „Es tut gut, wenn jemand einem sagt: Herr Pfarrer, die Schuhe können Sie nicht anziehen oder die Hose, die hat Flecken“, sagt Kratschmer.
Beruf kurz vor dem Aussterben?
Doch Petra Miller ist eine der letzten Frauen in diesem Beruf. In diesem Jahr hat sich der bundesweite Berufsverband der Pfarrhaushälterinnen offiziell aufgelöst. Weil es in Deutschland immer weniger Priester gebe, sei die Zahl der potenziellen Arbeitgeber stark gesunken, sagt das langjährige Vorstandsmitglied Irmgard Schwermann.
Noch Anfang der 1970er Jahre lebten und arbeiteten 8.000 Frauen in Vollzeit gemeinsam mit einem Priester unter einem Dach. Schwermann schätzt, dass es bundesweit immer noch zwischen 1.000 und 1.500 Personen gibt, die dieses Amt ausüben.
Oft beschäftigen Pfarrer noch Haushaltshilfen auf Stundenbasis, sagt Alexandra Kettner aus Altenstadt. Sie ist Vorsitzende der Berufsgemeinschaft der Pfarrhaushälterinnen in der Diözese Augsburg. Zusätzlich zu der praktischen Hilfe im Haushalt leisteten Pfarrhaushälterinnen darüber hinaus noch mehr, findet Alexandra Kettner: „Ich glaube, Pfarrer genießen es, dass abends jemand da ist. Dass man gemeinsam essen kann und noch ein Gegenüber da ist.“
Gemeinsame Urlaube und Gerüchte
Petra Miller schmeißt nicht nur den Haushalt. Und ihr Arbeitstag endet nicht nach acht Stunden. Sie organisiert, gibt Ratschläge und fängt emotional auf. Als Mitbewohnerin ist sie für den Pfarrer, der ehelos leben muss, eine wichtige Ansprechpartnerin. Ob beim Kopfzerbrechen über Verwaltungsprobleme oder den Umgang mit belastenden Trauergesprächen. „Ich habe in meiner Pfarrhaushälterin Frau Miller gewissermaßen eine Partnerin gefunden, mit der ich mich besprechen kann“, sagt Kratschmer.
Petra Miller arbeitete zuvor als Floristin, musste aber aus gesundheitlichen Gründen aus dem Beruf aussteigen. Beim Vorstellungsgespräch im Pfarrhaus waren sie sich beide auf Anhieb sympathisch. „Und ich hab’s noch nicht bereut“, sagt Petra Miller. Sie würden auch spirituell harmonieren. Die beiden verstehen sich sogar so gut, dass sie auch miteinander verreisen.
So viel Gemeinschaft in einem katholischen Pfarrhaus ist manchmal Anlass für Gerüchte. „Lasst die Leute ruhig reden“, sagt Kratschmer. „Wir machen das transparent, dass wir hier im Pfarrhaus zusammenleben, dass wir uns gut verstehen, und wir sind da guten Gewissens.“ Trotz der Vertrautheit reden sich die beiden mit „Sie“ an. Für beide ein Zeichen, dass sie sich gegenseitig auch ihren Freiraum lassen.