Eine Frau mittleren Alters in einem Restaurant, halblange Haare mit Pony, in der Hand eine Zigarette. Links und rechts vor ihr sind zwei Servietten zu spitzen Hütchen gefaltet, wie Verkehrskegel scheinen sie die Frau von den Nebentischen abzuriegeln. Direkt vor ihr auf dem Tisch: ein Radio, die ausgezogene Antenne verläuft quer durchs Bild, ganz nah an ihrem Ohr vorbei. Was wir sehen, ist eine Frau in der Öffentlichkeit, die sich zugleich abschirmt, in Kontakt mit der Welt, aber über Umwege.
Almut Heise: In den 80ern ein Star
Die Bleistiftzeichnung ist ein Selbstporträt der Künstlerin aus dem Jahr 1991. Auffällig ist die Präzision der Zeichnung: aufwändig ausgearbeitet, malerisch, plastisch, sie hat aber nichts Expressives, die Kraft kommt hier ganz aus der Ruhe der Fläche. Eine solche Technik erfordert enorm viel Zeit. „Ich hatte nie genug Arbeiten, um eine Galerie zu füllen“, erzählt die Künstlerin. „Und vor allem nicht, um nachzulegen. Es heißt ja dann, jetzt verkaufen wir das und was machen wir nächstes Jahr? Und da habe ich gesagt, nächstes Jahr habe ich keine Bilder. Jetzt brauchen wir fünf Jahre. Ich wollte auch nicht an so eine Menge denken, die ich produzieren muss, jedes Bild war erstmal ein Vorhaben, von dem ich dachte, das ist endlos.“
Eine stille, leise Künstlerin
Almut Heise ist eine stille, leise Künstlerin. Sie macht nicht viel Gewese um sich und ihre Kunst, ruhig vor sich hinarbeiten: Das ist es, was sie will. Sicher auch deshalb ist sie nach den frühen Erfolgen etwas in Vergessenheit geraten. In der Pinakothek der Moderne sind nun Zeichnungen, Radierungen und Gemälde aus allen Schaffensperioden zu sehen, darunter einige der Interieurs, mit denen sie in den 60ern bekannt wurde: Schlafzimmer, Küchen, Bäder: die unspektakulären, repräsentativen Räume einer Wohnung. Die Zeichnungen einer typischen 50er-Jahre-Küche etwa, farbenfroh und voller Muster, blitzblank, aber auch ein bisschen kühl. Ein echter Lichtblick ist da das Fenster, mit Blick nach draußen, in den freien, offenen Himmel.