Ein nackter Frauenkörper im Wald, im schattigen Unterholz liegt die Frau mitten im Laub auf dem Rücken. Die Kamera fährt dicht über den Körper hinweg, von den blonden Haaren über das Gesicht mit den geschlossenen Augen, am Hals entlang und zwischen den Brüsten, an der Scham vorbei und hinab bis zu den Füßen. Der gesamte Körper ist mit leuchtenden Edelsteinen belegt. „Blauer Leibesbrief“ heißt das Video von Pipilotti Rist. Die Situation könnte verstörend sein, doch alles wirkt entspannt und friedlich. Ein geschmückter Körper inmitten der Natur.
Direkt gegenüber eine Installation von Yayoi Kusama: Ein Tisch und zwei Stühle, über und über bedeckt mit prall gefüllten Handschuhen, so dass sich ihre Finger als phallusartige Wülste zeigen. Dazwischen Kannen und Teetassen und zwei Tafelaufsätze mit allerlei Früchten und Maiskolben: ein in seiner Üppigkeit barock wirkendes Ensemble in Rot und Weiß, strotzend vor Energie, aber auch ein bisschen gruselig, wie da Hunderte Hände aus den Möbeln wachsen.
Erkundungen von Körper und Raum
„Pipilotti Rist arbeitet mit audiovisuellen Medien und bei Yayoi Kusama ist es die gesamte Bandbreite: Da gibt es Malerei, Installationen, Skulpturen, Collagen, auch audiovisuelle Medien, aber die stehen nicht im Vordergrund“, sagt Kunsthistorikerin Cornelia Gockel von der Sammlung Goetz in München [externer Link]. Sie hatte die Idee, Pipilotti Rist und Yayoi Kusama zusammen auszustellen.
Auf den ersten Blick erscheinen die beiden Künstlerinnen sehr unterschiedlich. Yayoi Kusama wurde sehr konservativ erzogen, in den 60ern ging sie nach New York. Seit fast 50 Jahren lebt die 96-Jährige freiwillig in einer psychiatrischen Einrichtung in Tokyo. Bekannt ist sie vor allem für ihre Polka-Dots. Die Ausstellung zeigt zwei ihrer gelben Kürbisobjekte aus Pappmaschee in einem kistenartigen Holzrahmen, sowohl Kürbis als auch Rahmen sind übersät mit schwarzen Punkten.