Donald Sutherland enorm wandlungsfähig
Bekannt ist der 1935 in der kanadischen Provinz New Brunswick geborene und vielfach ausgezeichnete Sutherland unter anderem als skrupelloser Präsident Snow aus der „Tribute von Panem“-Blockbuster-Reihe, in der Jugendliche für Hungerspiele in eine Arena geschickt werden, um einander zu töten. Der ultraliberale Kanadier wollte mit seiner Rolle auch etwas bewirken. „Ich hoffe, dass junge Menschen daraus lernen, dass sie sich unbedingt politisch engagieren müssen. Dass sie sich organisieren müssen“, sagte Sutherland 2015 der Deutschen Presse-Agentur bei der Berlin-Premiere.
Der Zwei-Meter-Mann nahm nie ein Blatt vor den Mund. Als er 2019 beim Filmfest im nordspanischen San Sebastián einen Ehrenpreis für sein Lebenswerk erhielt, beklagte er die „Bullshit“-Haltung von Politikern beim Kampf gegen den Klimawandel: „Ich habe Kinder, ich habe Enkel, und die Welt, die ich ihnen hinterlasse, ist eine, in der sie nicht leben können.“
Seit den 1960er Jahren hatte der fünffache Vater in über 150 Filmen und TV-Produktionen mitgespielt – und dabei mit enormer Wandlungsfähigkeit jedes Genre bedient.
Nie für einen Oscar nominiert
Der große und hagere Schauspieler war bekannt für schräge Rollen wie die des Hawkeye Piece in Robert Altmans Filmkomödie „M.A.S.H.“ aus dem Jahr 1970, des Hippie-Panzerkommandanten im US-Kriegsfilm „Stoßtrupp Gold“ aus demselben Jahr und des bekifften Professors in „Ich glaub‘, mich tritt ein Pferd“.
Der Kriegsklassiker „Das dreckige Dutzend“ (1967) war sein erster internationaler Erfolg. 1971 brillierte er als Privatdetektiv in Alan Pakulas Psychothriller „Klute“ an der Seite von Jane Fonda. Und Federico Fellini machte Sutherland einst zu „Casanova“, Bertolucci zum faschistischen Gutsbesitzer Attila in dem Drama „1900“.
In Hollywood wurde er 2011 mit einem Stern auf dem „Walk of Fame“ verewigt, gleich neben der Plakette seines Sohnes Kiefer. Doch die höchste Ehre – einen Oscar – gab es nicht. Trotz seiner vielen herausragenden Rollen war Sutherland bisher nie für einen Oscar nominiert. Die Film-Akademie würdigte ihn 2017 immerhin außerhalb des Wettbewerbs mit einem Ehren-Oscar für sein Lebenswerk.
Im Rückblick auf seine lange Karriere wurde Sutherland in San Sebastián gefragt, ob er einen Lieblingsfilm habe. Der fünffache Vater wehrte ab, er könne ja auch nicht sagen, ob er ein Lieblingskind habe. „Ich habe keinen Favoriten. Ich habe enge Beziehungen mit allen“, sagte er diplomatisch. Und fügte nach kurzer Pause hinzu, „aber ich habe wirklich sehr gerne mit Fellini gearbeitet“.
Mit Informationen von dpa und AP.