An Bedeutung gewonnen haben dieses Jahr bei den Architektouren die Durchmischung von Wohnen und Gewerbe und das Bauen im Bestand, etwa die Sanierung von in die Jahre gekommenen Gebäuden. Ein spektakuläres Beispiel dafür ist die Transformation des Gymnasiums im oberpfälzischen Neustadt an der Waldnaab mit einer spiegelnden Fassade. Die Architekten Peter und Christian Brückner holen die brutalistische Sichtbeton-Architektur aus den 1970er-Jahren in die Gegenwart und geben dem Gebäude damit wieder eine Zukunft: „Das ist faszinierend, und dadurch nimmt man diesem Betonbau seine Schwere, und gibt ihm etwas hinzu, was sehr zeitgemäß erscheint.“
Gesellschaftliche Verantwortung von Architektur
Ein verantwortungsvolles, sozial- und naturverträgliches Leben sei heute ohne entsprechende Kompetenzen in der Architektur nicht mehr denkbar, sagt Lydia Haack, die Präsidentin der Bayerischen Architektenkammer.
An den 216 Projekten, die am Samstag und Sonntag im Rahmen der Architektouren ihre Türen öffnen und besichtigt werden können, darunter viele Orte, die sonst der Öffentlichkeit verschlossen sind, ist das ablesbar. Um den teilnehmenden Architekturbüros die Möglichkeit zu geben, ihre KlimaKulturKompetenz, so der Name des neuen Prädikats, zu zeigen, wurden fünf Nachhaltigkeitskriterien eingeführt, nach denen jedes Projekt bewertet wird: Energieeffizienz, Klimaanpassung, Flächensparen, Barrierefreiheit sowie weitere Aspekte der Nachhaltigkeit.
KlimaKulturKompetenz
Dieses Jahr wurden 105 Prädikate vergeben, verteilt auf 78 Projekte. Zwei Prädikate, für Flächensparen und Barrierefreiheit, gingen etwa an den neuen Supermarkt mit Wohnungen in der Gemeinde Steinebach am oberbayerischen Wörthsee. Wohnen und Gewerbe vereint. Ein gutes, anspruchsvolles Konzept, das Zukunft haben wird.
Im Rahmen der Architektouren gibt es am Wochenende in ganz Bayern alle möglichen Bauformen zu erleben. Etwa den stimmigen Neubau eines Blindeninstituts in Aschaffenburg-Nilkheim; oder den Umbau einer Scheune in ein Wohnhaus mit Büro im unterfränkischen Rannungen; da ist das neue, besonders energieeffiziente Umweltbildungszentrum in Augsburg, ein Lernort für nachhaltige Entwicklung an der Schnittstelle zwischen Stadt und Natur; oder die Neugestaltung des Donauufers im schwäbischen Lauingen – da geht es natürlich auch um Überlegungen zum Hochwasserschutz; in Niederbayern, in Triftern, lockt das Haus für zeitgenössische Kunst „Alte Post“ – ein denkmalgeschützter Stadl, der zu einer Begegnungsstätte geworden ist; oder die Revitalisierung der ehemaligen Maschinenfabrik Sommer in Landshut.
Insgesamt 216 Projekte können am Wochenende im Rahmen der Architektouren in ganz Bayern besichtigt werden. Alle ausgewählten Gebäude finden sich auf der Website der Bayerischen Architektenkammer (https://www.byak.de/planen-und-bauen/projektsuche-architektouren/trefferliste.html)
In der ARD Audiothek gibt es zudem von Moritz Holfelder eine halbstündige Radioreportage zu den Architektouren.