Politologe Alexander Semenjow verwies darauf [externer Link], dass die Gestaltung von Banknoten keineswegs eine „lächerliche“ Angelegenheit, sondern vielmehr wichtiges Propagandamittel sei: „Doch die Abstimmung der Zentralbank zu dieser Frage hat sofort gezeigt, dass unter dem dünnen Schleier des ‚Sich-um-die-Fahne-Sammelns‘ und des ‚Einfrierens und Beschränkens‘ jeglicher öffentlich-politischer Aktivitäten genau dieses Bedürfnis in den Startlöchern lauert und bei der geringsten Provokation ausbricht.“ Dabei würden zwangsläufig „Risse“ und „Spaltungen“ sichtbar.
„Zerreißt unsere Einheit“
Juri Podoljak, der wichtigste russische Militärblogger (drei Millionen Follower), sprach von einer „guten Idee, die nach hinten losging“ [externer Link]. Tschetschenische Kreise versuchten „skrupellos“, ihre Interessen durchzusetzen und manipulierten die Abstimmung mit Hilfe von Bots: „Es zerreißt unsere Einheit (statt sie zu bewahren). Das ist alles, was die russische Zentralbank mit dieser Entscheidung erreicht hat.“
Im Zweiten Weltkrieg sei es undenkbar gewesen, eine derartige gesellschaftliche Polarisierung auszulösen: „Vielleicht ist es an der Zeit, diesen Zirkus zu beenden und die Dinge zumindest so zu lassen, wie sie sind, bis der Krieg vorbei ist?“
„Ernsthaftes Konfliktpotential“
Nachdem es von einem russischen Abgeordneten geheißen hatte, „ausländische Kreise“ könnten den Streit um die Banknote befeuert haben, schrieb Politologe Georgi Bovt ironisch [externer Link]: „Alles Schlechte, Unverständliche oder Gefährliche, das in unserem Land passiert, ist das Werk ausländischer Geheimdienste. Diese so einfältige Ansicht ist in ihrer pseudopatriotischen Deutlichkeit unerreicht, während sich viele schlicht schämen oder Angst haben, einem solchen ‚Whistleblower‘ klarzumachen, dass er Unsinn redet und wie ein Idiot dasteht.“
So nebensächlich der Anlass für den Streit, so bezeichnend seine Folgen, meint ein weiterer russischer Kommentator [externer Link], zumal das Aussehen von Banknoten in „stark ideologisch geprägten Ländern“ wichtige Botschaften vermittle: „Es wäre gut zu erkennen, dass sich in der Gesellschaft ein ernsthaftes Konfliktpotenzial angesammelt hat und solche Skandale dieses nur noch weiter anheizen. Daher wäre es ratsam, bei solchen ‚Spielchen‘ äußerst vorsichtig zu sein.“