Hat Harvard ein Linksextremismus-Problem?
Was Harvard jetzt vor allem brauche, sei politische Rückendeckung, sagt Puchner im Gespräch mit Bayern 2. Und dass man sich auch von konservativen Politikern Unterstützung erhofft. Immerhin hätten viele entweder selbst in Harvard studiert oder Kinder, die dort eingeschrieben sind. „Da wird jetzt natürlich sicher in der Stille irgendwie versucht, die einzuspannen.“
Und dann teilt Martin Puchner, der seit 15 Jahren als Professor für Englisch und Komparatistik an der Universität Harvard lehrt, eine selbstkritische Beobachtung: „Zumindest an bestimmten Teilen der Uni und auch unter den Studenten hat schon immer stärker so eine linksextremistische Meinungsverengung stattgefunden.“ Die Uni sei zum Teil nicht fähig gewesen, eigene Regeln anzuwenden, zum Beispiel bei illegalen Protesten: „So brutal jetzt diese Trump-Attacken sind, da ist in Harvard auch was schiefgelaufen“, so Puchner.
Das rechtfertigt in Puchners Augen keinesfalls die staatlichen Eingriffe. Aber es gibt Anlass zur Selbstkritik, und die, so hofft der Professor, behalte Harvard nun trotz der Angriffe seitens der US-Regierung weiterhin bei.
Verbot sorgt für große Unsicherheit bei Studierenden
Rund ein Viertel der Studierenden in Harvard kommt nicht aus den USA, sondern aus insgesamt 140 anderen Ländern; in einzelnen Fächern liegt der Anteil bei 50 oder sogar 70 Prozent. Diese Vielfalt sei enorm wichtig für das weltweite Renommée von Harvard, so Martin Puchner, „nicht nur für die wissenschaftliche Forschung, die besten Talente hier zu bekommen, sondern auch einfach für die globale Position der Universität.“
Unter den Studierenden habe das Verbot eine „wahnsinnige Unsicherheit“ geschürt. „Ich habe zum Beispiel heute Morgen mit einem englischen Doktoranden gesprochen, der sich fragt, wie es jetzt bei ihm weitergeht, ob er sich jetzt eine andere Uni suchen muss.“ Sollten jetzt wirklich alle ausländischen Studierenden gehen müssen, wäre das für Puchner „wahnsinnig katastrophal“.