Alea iacta est. Im Vatikan ist Latein nicht mehr die bevorzugte Amtssprache. Das geht aus dem in dieser Woche veröffentlichten neuen Regelwerk für die Römische Kurie hervor, das von Papst Leo XIV. genehmigt wurde. Im Kapitel über die im Vatikan zu gebrauchenden Sprachen heißt es jetzt: „Die Behörden der Kurie schreiben ihre Akten in der Regel in Latein oder in einer anderen Sprache.“ Bislang waren moderne Sprachen nur als Ausweichoption erlaubt.
Latein bleibt im Vatikan erhalten
Bei wichtigen Texten war es schon länger nicht mehr erforderlich, dass sie auf Latein im vatikanischen Amtsblatt, den „Acta Apostolicae Sedis“, erschienen, damit sie Gültigkeit erlangen. Dennoch erscheinen bis heute wichtige Papstschreiben auch in einer lateinischen Fassung. Latein bleibt aber als eine unter mehreren Sprachen im Vatikan erhalten. Man kann, muss aber nicht mehr Latein verwenden. Damit bleibt auch die Notwendigkeit, am Wortschatz des modernen Lateins weiterzuarbeiten.
Dafür wurde unter Papst Paul VI. im Jahr 1976 die Stiftung „Latinitas“ gegründet. Lateinische Neuwortschöpfungen der Latinisten kann man beispielsweise in der Umwelt-Enzyklika „Laudato si“ von 2015 lesen. Dort finden sich Worte wie „Contaminatio et climatis mutatio“ (Umweltverschmutzung und Klimawandel) und die Forderung „ut dioxydi carbonici aliorumque gasiorum perlate inquinantium efficaciter diminuatur“ (dass der Ausstoß von Kohlendioxid und anderen stark verunreinigenden Gasen drastisch reduziert wird).
Italienisch ist die gängigste Amtssprache
Letztlich ist es eine formale Annäherung an die Realität: In der katholischen Kirche hat Latein bereits seit Jahrzehnten an Bedeutung verloren. Das zeigte sich unter anderem als der ehemalige Papst Benedikt seinen Rücktritt auf Latein verkündete. Er sagte:
„Quapropter bene conscius ponderis huius actus plena libertate declaro me ministerio Episcopi Romae, Successoris Sancti Petri, mihi per manus Cardinalium die 19 aprilis MMV commissum renuntiare ita“. Rücktrittsankündigung von Papst Benedikt XVI
Die Reaktion der meisten Anwesenden erfolgte erst verzögert. Denn nicht alle waren sattelfest in ihrem Latein und es dauerte, bis jeder verstand, was der ehemalige Papst gerade gesagt hatte.
Wichtigste Arbeitssprache im Vatikan ist seit Jahren Italienisch. Messen werden längst weltweit in den jeweiligen Landessprachen gehalten. Sprachliche Flexibilität also, bei der Papst Leo XIV. vorangeht: Bei seiner Reise in den Libanon will er die Messe auf Französisch halten.
Mit Informationen von KNA.

