Es ist eine der bekanntesten muslimischen Gemeinden Deutschlands: Das Islamische Forum in Penzberg gilt seit Jahren als Vorzeigemodell eines modernen, weltoffenen Islams. In diesem Jahr feiert die Gemeinde gleich zwei Jubiläen – 30 Jahre Gründung und 20 Jahre Moscheebau.
Ein Bau als Zeichen der Offenheit
Der cremefarbene Kubus mit viel Glas und Licht steht bewusst ohne Kuppel oder klassisches Minarett. Der Architekt wollte Transparenz schaffen – und Offenheit. Schon Kinder und Jugendliche fühlen sich hier zuhause. „Dies ist unser Lieblingsraum, weil wir hier immer beten und das ist einfach schön“, sagen die elfjährige Donya und die 13-jährige Jana, zwei junge Gemeindemitglieder.
Im Untergeschoss findet samstags Religionsunterricht auf Arabisch und Deutsch statt. Donya aus Penzberg spricht zuhause Farsi, Jana aus Benediktbeuern syrisches Arabisch – miteinander sprechen sie Deutsch. Mehr als ein Dutzend Nationalitäten finden in Penzberg eine religiöse Heimat.
Moschee für alle Nationalitäten
In vielen Städten Deutschlands gibt es getrennte türkische, bosnische oder arabische Moscheen. In Penzberg ist das anders: Die Gemeinde versteht sich als Zentralmoschee für alle Muslime in der Region. Finanziert wurde der Bau im Jahr 2005 von einem arabischen Scheich – der allerdings seither nicht mehr in Penzberg war.
Getragen wird das Forum von Imam Benjamin Idriz, einem der bekanntesten Vertreter eines europäischen Islams. „Die junge Generation ist sehr interessiert am Islam, aber sie stellt viele Fragen – auch kritische“, sagt Idriz. „Gerade in einem Land wie Deutschland, wo man diese Freiheit hat, Fragen zu stellen, ist das wichtig.“
Zwischen Akzeptanz und Kritik
Ganz ohne Rückschläge war der Weg nicht. 2008 wurde der Gemeinde vorübergehend die Gemeinnützigkeit entzogen, weil der Verfassungsschutz ihr Kontakte zu Islamisten vorwarf – ebenso Idriz selbst. Beide Vorwürfe wurden später fallengelassen. Heute ist die Gemeinde vollständig rehabilitiert.
Inzwischen sind die Freitagsgebete so gut besucht, dass sogar die Bibliothek als zweiter Gebetsraum dient. Gläubige kommen aus der Region, manche sogar aus Österreich. Samstags werden Hochzeiten gefeiert, Besuchergruppen in Bussen und Schulklassen kommen regelmäßig.
In der Mitte der Gesellschaft angekommen
Das Forum arbeitet eng mit der Stadt und den Kirchen zusammen. Der Bayerische Rundfunk hat bereits das Fastenbrechen live übertragen, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier war zu Besuch – ebenso der FC Bayern München. „Das war ein Highlight“, erinnert sich Idriz. „Die Spieler haben viele Fragen gestellt – das war ein besonderer Moment in der Geschichte dieser Moschee.“
Idriz sieht die Moschee heute als Symbol gelungener Integration: „Ich bin stolz auf das, was wir erreicht haben. Offenheit ist die Voraussetzung für Akzeptanz. Diese Moschee ist keine Moschee nur für Muslime, sondern eine Plattform für alle Menschen.“
Glaube als Verbindung
Auch für die beiden Mädchen Donya und Jana ist die Moschee längst mehr als ein Gebetsort. „In die Moschee zu gehen, ist das Beste in der Woche“, sagen sie. Hier sind die beiden Mädchen, die aus völlig unterschiedlichen Familien stammen, zu Freundinnen geworden – in einer Gemeinde, die Offenheit lebt.