„Ein Buch zu machen, ist ein großes Festival und ich hoffe, es ist für meine Leser auch ein Festival, dieses Buch zu lesen“, sagt Luz und grinst dabei breit. Das Interview läuft per Video-Schalte, bis heute steht der ehemalige Charlie-Hebdo-Zeichner unter Polizeischutz, lebt und arbeitet an einem unbekannten Ort.
Aber er grinst wieder, lacht befreit, während er erzählt, wie ihm die vier Jahre Arbeit, die Adaptation von Virginie Despentes Romantrilogie „Das Leben des Vernon Subutex“ den Lebensmut und die Kraft zurückgegeben haben: „Ich war weniger einsam. Schon die Tatsache, mit Virginie zusammenzuarbeiten, mit einer Autorin. Ich habe mein kleines Universum verlassen und bin in ihres eingetaucht. Und dann waren da meine neuen Kollegen. Die Figuren des Romans, sie wurden zu meinen Kollegen.“
Wie Luz hat auch Vernon alles verloren
Allen voran die Hauptfigur, der abgehalfterter Ex-Plattenladenbesitzer Vernon Subutex. Er, sagt Luz, wurde gar zum Freund, vielleicht auch zum Alter Ego. Denn wie Luz hat auch Vernon alles verloren, was ihm wichtig war. Der Plattenladen ist pleitegegangen, sein Hab und Gut hat er verscheuert, um die Miete zu zahlen – Vernon ist obdachlos, allein.
Im Gegensatz zu seinen Freunden aber akzeptiert er seine Situation – fatalistisch und trotzdem: Die Idee, dass es schon weitergehen wird, lebt in Vernon Subutex: „Als ich an Vernon gearbeitet habe, habe ich verstanden, dass ich morgens nicht aufstehe, bloß um ein Buch zu zeichnen“, sagt Luz. „Nein, ich bin aufgestanden, um meine Figuren zu treffen, mich mit ihnen auseinanderzusetzen. Und noch mehr. Ich habe zum Beispiel wieder Musik gehört. Ich habe wieder gelernt, was es heißt, Musik zu hören. Das hatte ich seit den Anschlägen 2015 nicht mehr getan.“
The Clash, Dolly Parton, David Bowie, sie alle und viele mehr sind Teil der Geschichte. Luz, der lange Zeit auch Konzerte gezeichnet hat, gießt die Musik in Bilder, die Energie, transportiert über kräftige Farben, über Graffiti-artig gestaltete Doppelseiten, Farbexplosionen auf schwarzem Grund, springt den Leser an. „Sowohl die Romane, als auch das, was ich aus Vernon Subutex gemacht habe, ist eine Art Tanz.“