Spaß und Ernst vermischen sich in dieser Kunstaktion, denn der Umgang mit Kopie und Original spiele im Museums- und Restaurierungsalltag eine wichtige Rolle, sagt Pfanner. Der nachgemachte Obelisk sei ja auch ein Original, auch handgemacht, so ähnlich wie früher: „Der Wechsel zwischen Original und Kopie ist eine ganz heikle Frage, das kann man auch nicht immer genau entscheiden und die Kunstaktion spielt praktisch damit, und die Leute können darüber nachdenken.“
Umsturzversuch gelungen – Der Obelisk brach wunderschön
Für Besucher sieht es nun so aus, als hätten die Kuratoren entschieden, den Obelisken so zu präsentieren, wie man ihn einst gefunden hat: in Trümmern am Boden.
Arnulf Schlüter, Direktor des Staatlichen Museums Ägyptischer Kunst in Museum: „Das soll die Besuchenden, noch bevor sie ins Museum kommen, so ein bisschen fordern und zum Nachdenken anregen und auch durchaus die Frage aufwerfen: Liegt da jetzt ein Original? Liegt da eine Kopie? Was ist das eigentlich?“
Eine Nonsens-Inschrift aus dem 18. Jahrhundert
Der Münchner Obelisk ist für solcherlei „ernsthaften Schabernack“ übrigens hervorragend geeignet. Schon im 18. Jahrhundert wurde der antike Mittelteil in Rom um eine Art Quatsch-Inschrift erweitert, erklärt Schlüter: „Da steht einfach nur drauf: ‚Titus Sextius Africanus hat ihn…'“ und dann bricht diese Inschrift ab, zu ergänzen ist wahrscheinlich ‚aufgebaut‘ oder ‚errichtet‘.“ Dieses Mittelstück, das tatsächlich antik ist, sei dann um eine Spitze und einen Fuß ergänzt worden. Die Hieroglyphen, die paar wenigen, die sich darauf befinden, habe man damals einfach aus grafischen Gründen hinzugefügt, weil man die Hieroglyphen noch gar nicht lesen und entziffern konnte. Diese Teile der Inschrift ergäben überhaupt keinen Sinn.
Mit Kindern und Gästen kann man künftig selbst zum Baron Münchhausen werden und sich immer wieder neue Geschichten rund um das Kunstwerk ausdenken. Sind die Bruchstücke nicht vielleicht bei den Grabungsarbeiten zum Bau des Museums zum Vorschein gekommen? Waren die Ägypter in München?
Wer ganz sicher sein will, dass hier nicht nur ein Unglück schöngeredet und der originale Obelisk vielleicht doch kaputtgegangen ist, dem bleibt nur eines übrig: ein Besuch im Museum.
Der rätselhafte Obelisk in Trümmern ist ab sofort auf der Freitreppe zum Ägyptischen Museum im Münchner Museumsviertel zu sehen.