Zuerst ein paar eindrucksvolle Zahlen: Würde man alle alten Handys, die hierzulande in den Schubladen oder Regalen ungenutzt liegen, aneinanderreihen, ergäbe sich eine Schlange von rund 20.000 Kilometern. Damit könnte man die Erdkugel zur Hälfte umrunden – wie gesagt nur mit den Althandys von uns Deutschen. Die Rechnung ergibt sich aus den jüngsten Zahlen des Branchenverbandes Bitkom. Dessen Studie kommt auf 195 Millionen ungenutzter Handys [externer Link] und Smartphones.
In den Handys steckt ein wahrer Goldschatz
Die Handy-Schlange gleicht einer ziemlich großen Rohstoffmine, wie Anna Hanisch vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) erklärt. Sie zählt Kupfer, Silber, Gold, Paladium und Platin als jene Materialien auf, die sich relativ leicht recyceln ließen. Dazu kommen noch die Akkus, in denen Lithium steckt. Rechnet man die Mengen aus allen deutschen Altgeräten zusammen, ergeben sich beispielsweise rund 1.600 Tonnen Kupfer oder fünf Tonnen Gold [externer Link].
Allein das Gold hätte derzeit einen Wert von rund einer halben Milliarde Euro. Und: Die Rohstoffe, in den derzeit zurückgehaltenen deutschen Geräten, würden ausreichen, um hierzulande die nächsten zehn Jahre den Rohstoffbedarf für neue Smartphones zu decken [externer Link].
Um die Rohstoffe in den Kreislauf zurückzubekommen, sollten die alten Handys auf keinen Fall auf dem Wertstoffhof in den allgemeinen Elektroschrott-Container geworden werden. Zumal es für manche Geräte noch ganz ordentlich Geld gibt.
Mit alten Handys Geld verdienen
Smartphones, die nicht zu alt und in einem guten Zustand sind, haben noch einen Restwert, den man schnell zu Geld machen kann. Diese Geräte kaufen professionelle Händler, sogenannte Refurbisher. Auf deren Online-Seiten kann man in wenigen Schritten sein Gerät beschreiben und bekommt einen Schätzwert angezeigt. In einem schnellen Selbsttest wurden beispielsweise für ein knapp drei Jahre altes Android-Gerät, das ursprünglich 500 Euro gekostet hatte, noch gut 100 Euro angeboten.
Auch die Farbe spielt eine Rolle
So etwas wie eine allgemeingültige Preisformel gibt es nicht. Es spielen viele Faktoren eine Rolle für den Preis, wie Kilian Kaminski, Mitgründer von refurbed, erklärt. Auch die Farbe ist demnach nicht unwichtig. Ein unauffälliges Schwarz ist begehrter, als etwa Rosa oder Lila.
Klar ist aber auch: Man wird nicht alles los. „Geräte, die fünf, sechs, sieben Jahre alt sind und zukünftig von den Herstellern keine Sicherheitsupdates mehr bekommen, können wir nicht zurückkaufen“, sagt Kaminski.
Wer den vorgeschlagenen Preis akzeptiert, muss das Smartphone noch auf die Werkseinstellungen zurücksetzen und seine Konten löschen, bevor er es an den Refurbisher verschickt. Der prüft dann, ob die Angaben stimmen und führt noch einmal eine professionelle Löschung durch, damit die persönlichen Daten wirklich nicht wieder hergestellt werden können.
Auch Telefon-Shops nehmen Geräte zurück
Ein anderer Weg, sein gebrauchtes Gerät loszuwerden: Man geht in einen der Shops etwa von Deutscher Telekom, Telefonica O2 oder Vodafone. Auch dort werden Handys mit Restwert angekauft oder beim Kauf eines neuen Geräts angerechnet. Man muss dafür auch nicht Kunde der jeweiligen Gesellschaft sein. Das Ganze geht auch online [externer Link].
Falls das Gerät keinen Marktwert mehr hat, kann man es trotzdem abgeben und damit zumindest sicherstellen, dass die Rohstoffe wieder verwertet werden. Die Daten werden, falls das Gerät weiterverkauft werden kann, wie bei den Refurbishern, professionell gelöscht.
Sammelaktionen für wertlose Handys
Da viele Menschen für ein wertloses Handy nicht extra in einen Telekom-Shop laufen, gab es in der Vergangenheit auch immer wieder Sammelaktionen, etwa von Wohlfahrtverbänden oder Kirchen. Das Recycling war dabei zeitweise auf einem guten Weg. So hat allein das katholische Hilfswerk Missio an 800 Sammelstellen im Laufe einiger Jahre eine halbe Million Geräte zusammenbekommen [externer Link]. Inzwischen funktioniert das aber nicht mehr.
Sicherheitsvorschriften bremsen Handy-Recycling
Die Sorge: Akkus könnten explodieren oder auslaufen. Deshalb werden nun beim Handy-Recycling Sicherheitsvorschriften strikter angewandt. Wenn etwa in der Stadtbücherei oder auf einem Schulsommerfest eine Handy-Sammelbox aufgestellt werden soll, braucht es inzwischen einen Sicherheitsbeauftragten, der eine entsprechende Gefahrgutschulung gemacht hat, wie Jörg Nowak von Missio erklärt. „Es wird uns ziemlich schwer gemacht“, sagt Nowak.
Ähnliche Klagen hört man auch an anderen Stellen, die sich mit dem Handy-Recycling beschäftigen, etwa beim Nabu [externer Link] oder der Deutschen Telekom. Und das ist auch einer der Gründe, warum noch immer fast 200 Millionen Altgeräte nutzlos herumliegen.