Deutschlands Chance in der Roboter-Revolution
Deutschland gilt schon lange als Robotik-Powerhouse – eine Position, die historisch gewachsen ist und auf einer starken industriellen Basis, insbesondere in der Automobilbranche, einem exzellenten Bildungssystem mit erstklassigen Ingenieursstudiengängen und einer robusten Forschungslandschaft fußt.
Doch die neue Generation von Robotern hat mit ihren Vorgängern nur noch wenig gemein. Waren Industrieroboter lange Zeit auf spezifische, immer gleiche Aufgaben beschränkt, eröffnet die Integration von aktuellen KI-Modellen völlig neue Möglichkeiten.
Herausforderungen und Zukunftsaussichten
Es entstehen aber auch neue Herausforderungen – etwa in der Balance zwischen Geschwindigkeit und Sicherheit. „Zum Beispiel beim Schweißvorgang“, erklärt David Reger von Neura Robotics: „Da muss der Roboter in Echtzeit reagieren. Und sowas kann man nicht einfach in der Cloud machen.“
Die Lösung, die Neura und andere Unternehmen verfolgen, ist ein zweistufiger Ansatz: Eine übergeordnete KI, basierend auf großen Sprachmodellen (LLMs), macht Pläne und sitzt in der Cloud. Für verschiedene Aufgaben und Fähigkeiten gibt es dann einzelne KIs, die lokal im Roboter arbeiten und schnell reagieren können.
„Die übergeordnete KI muss nicht in dieser Art Realtime reagieren“, erläutert Reger. „Die kann eine Entscheidung treffen und sagen: ‚Du musst jetzt das ausführen.‘ Die führt dann aus. Und in diesem Fall denkt die übergeordnete KI schon wieder: ‚Was kommt danach?'“
Roboterstandort Deutschland?
Diese Entwicklung könnte weitreichende Folgen für die Industrie haben. Technologieexperte Marcel Weiß warnt in der FAZ: „Die zunehmende Bedeutung von Software in Maschinen stellt eine Herausforderung für den deutschen Maschinenbau dar. Es besteht die Gefahr, dass die Wertschöpfung zu softwarezentrierten, meist amerikanischen Unternehmen abwandert, wenn die Kernkompetenzen der deutschen Unternehmen nicht in der Software liegen.“
Und der Einfluss der Tech-Unternehmen ist immer noch dabei, sich auszubreiten. Mittlerweile mischen sogar Konzerne wie Google in der Roboterforschung – für sie könnte es der nächste große Arm der KI-Wertschöpfung werden.