Wenige Monate nach der Wahl von Papst Franziskus im Jahr 2013 bezeichnete Bundeskanzlerin Merkel das Internet bei einer Pressekonferenz als „Neuland“ – und erntete allerhand Spott. In der Rückschau zeigt sich aber auch, wie stark die digitale Sphäre sich in Franziskus‘ Amtszeit verändert hat.
Facebook und Twitter waren damals Maß der Dinge, Instagram war ein Newcomer, TikTok gab es nicht, knapp halb so viele Deutsche wie heute nutzten ein Smartphone, von Künstlicher Intelligenz war kaum eine Rede. Die Entwicklungen seitdem hat auch der nun verstorbene Franziskus begleitet.
1. Papst Twitter II.
Der erste Papst mit Social-Media-Account war Franziskus nicht. Bereits sein Vorgänger Benedikt XVI. verschickte am 12.12.2012 den Tweet eines Pontifex. Wenige Monate später trat er zurück, Franziskus übernahm – auch bei Twitter (inzwischen X). Fast täglich gab es dort päpstliche Worte.
Dabei ging es sowohl um Lebens- und Glaubensfragen als auch um das Weltgeschehen, etwa den Ukraine-Krieg. Abgesetzt wurden sie in zahlreichen Sprachen – unter anderem auf Latein. Gut 18 Millionen Follower erreichten die Tweets des englischsprachigen Hauptkanals zuletzt. Seit Franziskus Tod trägt der Kanal des Pontifex nicht mehr seinen Namen, sondern heißt „Apostolica Sedes Vacans“, also etwa: Der heilige Stuhl ist leer.
2. Papst zwischen Memes und Selfies
Dass von Bildern eine besondere Macht ausgeht, dürfte dem Vatikan als Auftraggeber von Michelangelo, Raffael, Bernini und Co. wohl schon einige Jahrhunderte vor Instagram aufgegangen sein. 2016 trat Franziskus schließlich als Instagram bei, das zweite soziale Netzwerk, in dem ein Pontifex mitmischte. Als „Pope Francis“ teilte er dort mit zuletzt rund zehn Millionen Followern sehr regelmäßig Fotos und Videos. Die Instagram-Posts des Papstes zeigen ihn bis zuletzt beim Segnen, bei Reisen, beim Beten, bei offiziellen Anlässen und vor allem bei Treffen mit Gläubigen und beim Bad in der Menge.
2020 sorgte ein Vorfall für weltweites Schmunzeln als ein Insta-Like des Papst-Accounts offenbar kurzzeitig auf einem Foto eines leicht bekleideten Bikini-Modells landete. Der Vatikan kündigte damals eine Untersuchung an. „Soweit wir wissen, kommt das ‚like‘ nicht vom Heiligen Stuhl“, hieß es damals.
3. Kritiker und Freund
Obwohl Papst Franziskus einige soziale Medien nutze, sparte er doch nicht mit Kritik an ihnen. Erst Anfang 2025 warnte er etwa laut der italienischen Nachrichtenagentur Ansa (externer Link) davor, dass das übermäßige Scrollen in Social Media „Hirnfäule“ auslösen würde – die es gelte, mit Bildung und Erziehung zu kritischem, geduldigem Denken loszuwerden.
Schon 2015 hatte er in seiner Öko-Enzyklika vor Vereinsamung und Gefahren für echte zwischenmenschliche Beziehungen durch übermäßige Nutzung sozialer Medien gewarnt. Mehrfach äußerte er sich so und ähnlich. Das Internet sei ein Geschenk Gottes, sagte er immer wieder. Es berge aber Gefahren.
4. KI-Kritiker und -Ikone
Neben den Gefahren von sozialen Medien waren es zuletzt vor allem Folgen von Künstlicher Intelligenz (KI), die Franziskus bewegten. So forderte er erst im Januar 2025, dass Regierungen und internationale Organisationen sich dafür einsetzen sollten, dass KI zum Wohl aller genutzt wird und warnte davor, menschliche Verantwortung an KIs zu übergeben. 2024 hatte er bei einer Rede vor Staats- und Regierungschefs der G7 gewarnt, dass durch KI „die menschliche Würde selbst“ auf dem Spiel stehe.
Bereits 2023 war Franziskus ohne eigenes Zutun zu einem Symbol für die Fortschritte Künstlicher Intelligenz geworden. Ein KI-generiertes Bild des Papstes in einer Daunenjacke ging viral, bei dem viele – wohl erstmals bewusst im Umgang mit KI-Bildern – mindestens zweimal hinsehen mussten, um zu erkennen, ob es echt oder eine Fälschung war.