Meta hat angekündigt, künftig auch Daten europäischer Nutzer für das Training seiner künstlichen Intelligenz zu verwenden. Der Konzern wird öffentliche Inhalte von erwachsenen EU-Nutzern auf Plattformen wie Facebook, Instagram und Threads sowie Interaktionen mit der kürzlich in Europa eingeführten Meta AI nutzen, um seine KI-Modelle zu verbessern.
Welche Daten betroffen sind
Das Unternehmen wird ausschließlich öffentlich zugängliche Beiträge, Kommentare und Profile von Erwachsenen für das KI-Training heranziehen. Meta betont, dass private Nachrichten zwischen Nutzern nicht für diesen Zweck verwendet werden. Auch sämtliche Daten von Nutzern unter 18 Jahren bleiben vom Training ausgeschlossen.
Besseres Verständnis lokaler Besonderheiten
Der Konzern argumentiert, dass lokale Trainingsdaten unerlässlich sind, damit die KI europäische Besonderheiten besser verstehen kann. Dazu zählen regionale Dialekte, kulturelle Feinheiten und lokaler Humor. Meta AI soll so besser auf die Bedürfnisse europäischer Nutzer eingehen können. Nach eigenen Angaben folgt Meta damit dem Beispiel anderer Tech-Unternehmen wie Google und OpenAI, die bereits europäische Nutzerdaten für das Training ihrer KI-Modelle verwenden.
Rechtliche Grundlage nach langer Verzögerung
Ursprünglich wollte Meta diesen Schritt bereits 2024 umsetzen, wurde jedoch von der irischen Datenschutzbehörde gestoppt. Im Dezember 2024 einigten sich die EU-Datenschutzbehörden auf gemeinsame Regeln, unter welchen Bedingungen Unternehmen personenbezogene Daten für KI-Training verwenden dürfen. Der Europäische Datenschutzausschuss entwickelte einen dreistufigen Test, der die Legitimität und Notwendigkeit der Datenverarbeitung prüft sowie abwägt, ob die Interessen des Unternehmens die Grundrechte der Betroffenen überwiegen.
Meta beruft sich auf diese Entscheidung und erklärt, sein Ansatz entspreche den rechtlichen Verpflichtungen. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben eng mit der irischen Datenschutzbehörde zusammengearbeitet.
Information und Widerspruchsmöglichkeit
Meta plant, europäische Nutzer ab dieser Woche sowohl per E-Mail als auch über App-Benachrichtigungen über die Änderungen zu informieren. Diese Mitteilungen werden einen direkten Link zu einem Widerspruchsformular enthalten. Wichtig für alle Betroffenen: Meta hat sich für ein Opt-out-Verfahren entschieden. Das bedeutet, dass Nutzer aktiv widersprechen müssen, wenn sie nicht möchten, dass ihre Daten für das KI-Training verwendet werden. Wer nichts unternimmt, gibt seine öffentlichen Daten automatisch für das Training frei.
Datenschützer hatten diesen Ansatz bereits im vergangenen Jahr kritisiert, da erfahrungsgemäß nur wenige Nutzer von Widerspruchsmöglichkeiten Gebrauch machen. Meta hält jedoch an diesem Verfahren fest und verweist darauf, dass es mit den EU-Datenschutzregeln konform sei.
Ein folgenreicher Richtungswechsel
Der Schritt von Meta markiert einen entscheidenden Moment im Spannungsfeld zwischen technologischem Fortschritt und Datensouveränität. Während die Nutzung europäischer Daten die KI-Systeme zweifellos verbessern wird, bleibt die grundlegende Frage unbeantwortet: In einer Welt, in der unsere digitalen Spuren zunehmend als Rohstoff für lernende Systeme dienen, was bedeutet es noch, wirklich Herr der eigenen Daten zu sein? Die stille Umkehr der Beweislast – von Zustimmung einholen zu Widerspruch ermöglichen – könnte sich als folgenreiche Weichenstellung erweisen, die weit über Meta hinaus Schule macht.