Die Sorge ist groß, dass Desinformation durch von Künstlicher Intelligenz (KI) erzeugten Fake-Inhalten zunimmt, nachdem vergangene Woche Meta-Chef Mark Zuckerberg angekündigt hat, die Regeln auf Facebook und Instagram zu ändern und die Faktenchecks auf seinen Social-Media-Plattformen abzuschaffen.
Für mehr Regulierung von KI sprach sich deshalb der Beauftragte der Bundesregierung für Religions- und Weltanschauungsfreiheit, Frank Schwabe, in der Sendung „Glauben Zweifel Leben“ auf Bayern 2 aus. „Künstliche Intelligenz droht immer das zu bevorzugen, was die meisten Menschen auf der Welt machen und denken. Dabei drohen religiöse Minderheiten ins Abseits zu geraten. Es gibt bestimmte Vorurteile über religiöse Minderheiten, die sich, wenn man nicht aufpasst, durch künstliche Intelligenz entsprechend verbreiten“, befürchtet Schwabe.
Künstliche Intelligenz fördert Diskriminierung
Künstliche Intelligenz sei eben nicht neutral und nicht wertungsfrei, es gebe Menschen dahinter, die Künstliche Intelligenz bewusst oder unbewusst mit Vorurteilen fütterten, diese würden sich dann stets selbst verstärken. KI sei deshalb eine Gefahr für die Religionsfreiheit wie auch für andere Freiheiten weltweit.
Bei der Diskriminierung von Minderheiten spielen in den Augen des Beauftragten der Bundesregierung für Religionsfreiheit soziale Medien eine große Rolle. Der SPD-Politiker spricht sich deshalb für eine Regulierung aus. Ziel sei es zu verhindern, dass sich Fake-News und Hetze in den sozialen Medien ausbreiten. Die EU müsse sich da ihrer Macht bewusst sein und im Ernstfall auch Verbote aussprechen und Strafen verhängen. Soziale Netzwerke ohne Regulierung nannte er hochgefährlich für die Demokratie.
Zum Hintergrund: Medien wie Zeitungen und Rundfunk müssen bei Falschmeldungen eine Gegendarstellung an selber Stelle veröffentlichen. Bei Social Media können Fake News unwidersprochen verbreitet werden. Und Hetze kann ein Straftatbestand sein, lässt sich in den sozialen Medien allerdings oftmals nicht auf den Urheber rückverfolgen.
Beauftragter fordert mehr Regulierung durch EU
Schwabe fordert außerdem, dass bestehende Regulierungen der Europäischen Union verstärkt angewendet werden, um die Verbreitung von Hass und Hetze zu verhindern. In den Regulierungen sieht der SPD-Politiker aber auch eine Chance, dass es dadurch mehr seriöse Informationen, mehr konstruktive Diskussionen und mehr Freiheiten geben werde.
Während aktuell viele User Plattformen wie Facebook und X wegen Elon Musk und Mark Zuckerbergs Positionierungen verlassen, hält der Beauftragte der Bundesregierung für Religions- und Weltanschauungsfreiheit das nicht für den richtigen Weg. „Ich empfehle, dass wir stattdessen regulieren, dass die Europäische Union sich ihrer Kraft bewusst wird. Wir sind kein kleiner Teil der Welt. Wir haben eine ökonomische Macht. Und natürlich haben Musk und Zuckerberg ein riesiges Interesse, auch auf dem europäischen Markt tätig zu sein“, sagt Schwabe.
Internationale Konferenz will Folgen der KI für die Religionsfreiheit abschätzen
Bereits im Oktober 2024 organisierte Schwabe in Zusammenarbeit mit dem Bundesentwicklungsministerium eine internationale Konferenz zur Stärkung der Religions- und Weltanschauungsfreiheit im digitalen Raum. Die „International Ministerial Conference on Freedom of Religion or Belief“ befasste sich insbesondere damit, wie sich Design und Nutzung von KI auf die Religions- und Weltanschauungsfreiheit auswirken, welche Rolle soziale Medien dabei spielen und wie KI für die Überwachung religiöser Minderheiten eingesetzt wird.
Deutschland richtete die Konferenz in Zusammenarbeit mit der International Religious Freedom of Belief Alliance (IRFBA) aus, in der sich 38 Staaten zur Förderung der Religions- und Weltanschauungsfreiheit weltweit zusammengeschlossen haben.
Die teilnehmenden Regierungen, Unternehmen, Wissenschaftler, Religionsgemeinschaften und zivilgesellschaftliche Organisationen beschlossen, künftig enger zusammenzuarbeiten, um den Einsatz von Künstlicher Intelligenz menschenrechtskonform zu gestalten. So sollen beispielsweise Tech-Unternehmen in Zukunft sogenannte Menschenrechtsprüfungen (human rights impact assessments) durchführen, um sicherzustellen, dass ihre Produkte auch die Religions- und Weltanschauungsfreiheit schützen.