Ein TikTok-Filter namens „Bold Glamour“ verstört im Frühling 2023 das Internet. „Bold Glamour“ macht per künstlicher Intelligenz die Wimpern länger, die Lippen voller, lässt Falten verschwinden, und die Haut ist plötzlich so rein, als würde man mein sein Gesicht Tag für Tag in Hautpflegeprodukte einlegen.
Die ganzen Sorgen des Erwachsenenlebens, der Alltag, der Stress, kurz: all das, was uns über Jahre tiefe Furchen ins Gesicht gegraben hat – dank künstlicher Intelligenz verschwindet es auf Knopfdruck. Damals sind auf TikTok Mittvierziger fast den Tränen nahe, weil sie sich plötzlich noch mal als Teenager sehen können.
Oberflächliche Schönheit
Dass heute Erwachsene mittels mit KI das verlebtes Äußere auf Knopfdruck in ein Antlitz transformieren können, das so aussieht, als wären sie gerade auf Abi-Fahrt, führte allerdings auch zu einem gewissen Unbehagen. Denn die KI-Filter passen uns nur oberflächlich dem gängigen Schönheitsideal an. Unter der digitalen Oberfläche ist alles noch wie vorher: Falten, Krähenfüße, Mitesser, Follikel-Filamente und eine Haut, die einer Kraterlandschaft gleicht.
Mehr Schönheits-Filter, mehr Schönheitsoperationen
Schon Erwachsene tun sich schwer, mit der Diskrepanz zwischen der digitalen Illusion und der Realität umzugehen. Doch was macht das erst mit Jugendlichen, die in einer Phase ihres Lebens sind, in der Unsicherheit und Selbstzweifel ohnehin allgegenwärtig sind? Bereits 2019 kam eine Studie zu dem Schluss, dass die Nutzung von Gesichtsfilter zu mehr Schönheitsoperationen führe und zu einem geringeren Selbstwertgefühl führen.
TikTok selbst hatte kürzlich eine Studie in Auftrag gegeben. Das Ergebnis: Filter wie „Bold Glamour“ haben einen negativen Einfluss auf das Selbstbild von Kindern und Jugendlichen. Ein Beispiel: Jugendliche berichteten, dass sie nach der Nutzung von Filtern eigene Körperteile als unzulänglich wahrnahmen und etwa ihre Lippen als zu klein empfanden.
Hasenohren und Hundenasen bleiben erlaubt
Nun reagiert TikTok: Beautyfilter sollen in den kommenden Wochen für Nutzer unter 18 Jahren gesperrt werden. Vom Verbot ausgenommen sind lustige Filter wie Hasenohren oder Hundenasen.
Das Beautyfilter-Verbot reiht sich ein in andere Maßnahmen zum Jugendschutz. So hat TikTok angekündigt, energischer gegen Accounts vorgehen, die von unter 13-Jährigen angelegt wurden. Hier will man mithilfe von KI Accounts von Unter-13-Jährigen automatisch erkennen und blockieren.