„Make Europe Great Again“ – in Anlehnung an US-Präsident Donald Trump („Make America Great Again“) erwartet Wolfram Hatz, Präsident der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw), die konjunkturelle Trendwende. Die neue Bundesregierung sieht er in einer Führungsrolle. „Die anderen Länder schauen auf uns“, nimmt er Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) in die Pflicht. „Das erwarten sie von uns. Und die bayerische Wirtschaft erwartet das auch.“ Klare Worte, die Hatz auf dem Ludwig-Erhard-Gipfel an die Politiker in Berlin und Brüssel richtet.
Eskaliert der Handelskrieg?
Zwischen den USA und China droht ein Handelskrieg. Beide Seiten überziehen sich seit dem Amtsantritt von Trump im Januar mit immer höheren Zöllen. Ein sich zuspitzendes Problem: Beide Länder gehören zu den wichtigsten Handelspartnern Bayerns.
In einer Studie, die das Prognos-Institut im Auftrag des Wirtschaftsverbandes erstellt hat, heißt es: Der amerikanisch-chinesische Handelskonflikt habe die Weltwirtschaft schon jetzt erheblich getroffen. „US-Präsident Trump zerstört die gewohnte Handelsordnung“, fürchtet Hatz. Mächte wie China oder Russland wollen die politischen Gewichte zu ihren Gunsten verschieben.
Drei Szenarien
In der Studie der Prognos AG werden drei Szenarien durchgespielt, wie sich das Verhältnis zu China entwickeln könnte.
- Der Konflikt zwischen den USA und China spitzt sich zu, er eskaliert aber nicht. Die EU versucht, ihren Binnenmarkt zu stärken und knüpft als Ausgleich zwar vermehrt Kontakte zu anderen Wirtschaftsregionen wie Indien, dem südamerikanischen Markt (Mercosur) oder der südostasiatischen Handelsorganisation (ASEAN). Bayerns Außenhandel könnte aber trotzdem um bis zu zehn Prozent oder rund 45 Milliarden Euro schrumpfen.
- Im zweiten Szenario reagiert die EU mit eigenen Strafzöllen. Eventuell auch mit Beschränkungen innerhalb des eigenen Wirtschaftsgebietes. Die Potenziale des Binnenmarktes bleiben ungenutzt, fürchtet Hatz, zum Schaden aller.
- Im dritten Szenario eskaliert der Konflikt, auch militärisch. China holt sich die Insel Taiwan zurück. Die EU wird auf Seiten der USA mit hineingezogen. Die Handelsbeziehungen zu China zerbrechen. Allein das ausbleibende Geschäft mit China würde den bayerischen Außenhandel rund 40 Milliarden Euro kosten.
Dieses dritte Szenario halten die Analysten der Prognos AG für unwahrscheinlich, aber schon die beiden ersten Szenarien würden wichtige Wirtschaftszweige wie Pharma und Elektronik schwer belasten.
vbw: EU soll besonnen handeln
vbw-Chef Hatz fordert die EU zu besonnenem Handeln auf. Ein Verzicht auf drastische Gegenmaßnahmen, stattdessen der Aufbau von Beziehungen zu anderen Wirtschaftsregionen seien die richtigen Maßnahmen. Dabei gehe es nicht nur um Zölle. Wichtig sei auch der Abbau von Handelshemmnissen wie Ein- und Ausfuhrquoten, unterschiedliche Standardisierungen und Lizenzen, die die Einfuhren ausländischer Güter beschränken.