Kohle-Aus hat Konsequenzen für Knauf
Dem synthetisch hergestellten Gips aus Rauchentschwefelungsanlagen von Kohlekraftwerken droht aufgrund des Kohleausstiegs das Aus. Dementsprechend ist Knauf immer mehr auf die Gewinnung von Naturgips angewiesen. 2025 will der Baustoffriese deshalb, wenige hundert Meter vom bisherigen Ingolstädter Gipsabbaugebiet entfernt, ein Weiteres erschließen. „Ohne Gips hätten wir alle keine Häuser. Wir könnten nichts bauen“, macht Schirmer deutlich. Martina Piller, studierte Architektin, sieht das anders: „Ich komme aus der Branche und weiß, dass es mittlerweile auch andere, vor allem nachhaltigere Möglichkeiten gibt, Häuser zu bauen.“
„Die Vertragsbedingungen sind unter aller Sau“
Damit das Unternehmen Knauf überhaupt Gips abbauen kann, ist es auch auf die Bereitstellung einiger Felder von Landwirten angewiesen. „Ich habe von Knauf einen Anruf bekommen. Sie haben mir gesagt, dass sie Interesse an meinem Grundstück haben. Dann haben sie mir einen Vertrag zugeschickt. Aber die Vertragsbedingungen sind unter aller Sau“, erzählt ein Ingolstädter Bürger, der nicht namentlich genannt werden möchte.
BR24 liegt ein solcher Vertrag vor. Darin heißt es beispielsweise: „Für die nicht bewirtschaftungsfähigen Flächen, die für den Übertageabbau und für alle anderen (…) genannten Zwecke benötigt werden, zahlt Knauf bis zur Rückgabe der rekultivierten Vertragsgrundstücke eine Ernteausfallentschädigung pro Jahr von 1.200,00 EUR/ha.“ Weiter erklärt der Ingolstädter Einwohner: „Ich will nicht verkaufen, aber mein Feld liegt mittendrin. Wenn alle Felder außenrum verkauft werden und die Baumaschinen rollen, hat mein Feld keinen landwirtschaftlichen Nutzen mehr.“
Entscheidung fällt in den kommenden Monaten
Die Entscheidung, ob ein weiteres Gipsabbaugebiet genehmigt wird, liegt beim Bergamt Nordbayern in Bayreuth. Auf BR24-Anfrage heißt es in einem schriftlichen Statement: „Es sind noch Antragsunterlagen zu ergänzen. Ergänzungsbedarf ergab sich insbesondere zu naturschutz- und wasserwirtschaftlichen Fragestellungen. Die Unterlagen sind uns noch für das Jahr 2024 angekündigt worden.“
Genau diesen Aspekten steht der Bund Naturschutz kritisch gegenüber: „Es ist ein Raubbau an einem Naturvorkommen. Knauf macht nichts für Recycling. Gerade zur aktuellen Zeit müssen wir uns stärker um unser Grundwasser und Trinkwasser kümmern“, wird Tom Konopka, BN-Regionalreferent für Mittelfranken, deutlich. Ob das Unternehmen Knauf hier in Ingolstadt erneut Gips abbauen darf, will das Bergamt Nordbayern in den kommenden Monaten entscheiden.