Die EU-Kommission will für Autos, die älter als zehn Jahre alt sind, eine jährliche Hauptuntersuchung einführen. Sie will damit erreichen, dass die Sicherheit im Straßenverkehr steigt, also weniger Menschen durch Unfälle zu Schaden kommen.
Warum plant die EU-Kommission eine jährliche Hauptuntersuchung für ältere Autos?
In einer Mitteilung der Kommission heißt es: „Zwischen 2026 und 2050 werden diese Vorschläge schätzungsweise rund 7.000 Menschenleben retten und rund 65.000 schwere Verletzungen verhindern.“ Neben der jährlichen HU für ältere Fahrzeuge sollen aber auch neue Vorgaben für die Prüfung von Elektrofahrzeugen und Fahrerassistenzsystemen zu mehr Sicherheit beitragen.
Außerdem soll die Luftqualität steigen und unnötiger Lärm künftig vermieden werden. Hier heißt es: „Darüber hinaus sind stark umweltbelastende und laute Fahrzeuge, wenn auch relativ wenige, für einen unverhältnismäßig hohen Anteil schädlicher Emissionen verantwortlich.
Mit den derzeitigen Vorschriften werden Luftverschmutzung und Lärm nicht ausreichend bekämpft.“ Hier sollen künftig neue Emissionsprüfungen mit „fortschrittlichen Methoden“ ultrafeine Partikel und Nox-Ausstoß besser erkennen und „hochemittierende Fahrzeuge, einschließlich manipulierter Fahrzeuge“ erkannt werden.
Wie viele Autos wären in Bayern davon betroffen?
Von den gut 49 Millionen in Deutschland zugelassenen Pkw sind, laut Kraftfahrtbundesamt, rund 23,5 Millionen zehn Jahre und älter – also etwa 48 Prozent. Runtergebrochen auf Bayern, eine offizielle Statistik des Kraftfahrbundesamtes gibt es dazu nicht, wäre das knapp die Hälfte der 8,4 Millionen im Freistaat zugelassenen PKW, also rund vier Millionen Fahrzeuge.
Was sagt der TÜV zu einer jährlichen Hauptuntersuchung?
Der TÜV-Verband, der die politischen Interessen der TÜV-Prüforganisationen vertritt, begrüßt den Vorstoß der EU-Kommission. Dort heißt es: „Die Mängelquoten bei der Hauptuntersuchung (HU) steigen mit dem Alter der Fahrzeuge erheblich an. In der Altersgruppe der zehn bis elf Jahre alten Fahrzeuge fällt bei der HU fast jedes vierte Fahrzeug (23 Prozent) mit erheblichen oder gefährlichen Mängeln durch. Insbesondere die Halter älterer Autos sind gefordert, regelmäßig in die Wartung und Pflege ihrer Fahrzeuge zu investieren.“
Auch die Reform der Abgasmessungen findet dort Zustimmung: „Neben klassischen Labortests werden künftig Partikelanzahlmessungen und NOₓ-Kontrollen im realen Fahrbetrieb (Real Driving Emissions) verpflichtend in die Hauptuntersuchung integriert. Damit wird sichergestellt, dass Fahrzeuge nicht nur auf dem Rollenprüfstand, sondern auch auf der Straße sauber bleiben.“
Warum spricht ein Verkehrs-Sicherheitsexperte von „dünner Begründung“?
Siegfried Brockmann, Unfallforscher der Björn-Steiger-Stiftung, zeigte sich im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk dagegen skeptisch. Er habe „selten eine dünnere Begründung für irgendwas gehört“. Er sieht zwischen dem Alter von Fahrzeugen und deren Unfallhäufigkeit keinen direkten technischen Zusammenhang.
Er sieht eher ein menschliches Problem. Je älter Autos würden, desto häufiger säßen junge und damit unerfahrene Fahrer am Steuer. Und deswegen hätten ältere Autos eben häufiger Unfälle. Brockmann spricht deshalb bei der geplanten EU-Maßnahme von „Geldschneiderei“, da nicht nachweisbar sei, dass bei einem jährlichen Prüfturnus die Zahl der Unfälle sinke.
Was sagt der ADAC zu einer jährlichen Hauptuntersuchung für ältere Autos?
Der ADAC spricht sich ebenfalls gegen eine jährliche HU aus. „Wir gehen einfach davon aus, dass Fahrzeuge, die älter sind als zehn Jahre, nicht zwingend mehr Verkehrsunfälle verursachen oder mehr Pannen haben als andere Fahrzeuge“, so ADAC-Sprecherin Katharina Luca im Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk. Das hänge auch vom individuellen Pflegezustand ab. „Wir erwarten vor allem höhere Kosten.“ Und das für Autofahrer, die möglicherweise eh schon aus finanziellen Gründen ein älteres Fahrzeug nutzten.
Größere Sorgen, dass die Regelung schon sehr bald kommt, müsse sich jetzt allerdings keiner machen, so Luca. „Man muss aber auch realistisch sagen, es war jetzt ein Vorschlag der EU-Kommission und bis sowas dann wirklich in nationales Recht umgesetzt wird, dauert es noch einige Jahre.“
Wie halten es andere Länder in der EU mit der technischen Prüfung?
Völlig aus dem Nichts kommt der Vorschlag der EU-Kommission nicht. Schließlich haben 16 der 27 Mitgliedstaaten schon eine ähnliche Regelung, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung die EU-Kommission zitiert. Beispielsweise in Polen, den Niederlanden, Österreich und Belgien müssten Autos nach zehn Jahren jährlich untersucht werden. In manchen Staaten gelte das sogar schon nach drei oder vier Jahren.