Deutschlands letzte große Warenhauskette Galeria wird nicht zerschlagen. Die Gläubigerversammlung in Essen billigte am Dienstag den Sanierungsplan für den Konzern, wie Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus mitteilte. Der Sanierungsplan sei von den insgesamt 6.911 Gläubigern bei nur einer Gegenstimme angenommen worden. Denkhaus zeigte sich „sehr erleichtert“ über das Votum – sowohl für die Belegschaft als auch für die Gläubiger, die zumindest einen Teil ihres Geldes erhalten. Die Insolvenzquote beträgt demnach 2,5 Prozent.
Neuer Galeria-Eigentümer will besseren Job machen
„Ich bin überzeugt, dass Galeria mit seinem Management und den Investoren eine gute Zukunft hat“, hatte Denkhaus zuvor gesagt. Bei einer Ablehnung des Plans durch die Gläubiger – unter ihnen Lieferanten und Vermieter – hätte das Ende des Geschäftsbetriebs bei Galeria gedroht.
„Ich muss einen besseren Job machen als meine Vorgänger“, erklärte der neue Eigentümer Bernd Beetz. Den Kunden solle ein besseres Einkaufserlebnis geboten und die Erosion des Geschäfts durch Online-Händler gestoppt werden. Beetz kündigte zudem an, eine neue Mentalität in der Belegschaft etablieren zu wollen. „Wir haben die Kompetenz, aber auch den Kampfgeist“, so Beetz.
Weg für Sanierung ist geebnet
Formell steht das Insolvenzverfahren damit vor dem Abschluss. Das zuständige Amtsgericht Essen hat den Plan ebenfalls bestätigt. Nach Ende der Beschwerdefrist in zwei Wochen kann sich das Gericht prinzipiell mit der Aufhebung des Verfahrens befassen.
Dann ist der Weg endgültig frei für die Sanierung des Handelsriesen und die Übernahme durch die neuen Eigentümer: Dabei handelt es sich um die US-Investmentgesellschaft NRDC und die Beteiligungsfirma von Beetz, der bis 2012 Vorstandschef des Kosmetikkonzerns Coty war. Im Juli möchte Denkhaus an sie übergeben.
Weniger Filialen und Arbeitsplätze – Name nur noch „Galeria“
Der Insolvenzplan ist mit Filialschließungen und einem Abbau von Arbeitsplätzen verbunden. Der Warenhauskonzern plant die Schließung von 16 seiner derzeit noch 92 Kaufhäuser. In Bayern betrifft dies die Standorte in Augsburg, Regensburg Neupfarrplatz und Würzburg. Von den derzeit deutschlandweit 12.800 Arbeitsplätzen sollen 1.400 wegfallen, viele davon in der Zentrale in Essen.
Hauptziel von Denkhaus war es, den Konzern mittelständischer aufzustellen. Der Unternehmenssitz in Essen wird aufgegeben. Die Verwaltung soll 2025 – deutlich verschlankt – in eine Filiale in Düsseldorf einziehen. Mit nur noch 76 Filialen sinkt die Mietbelastung dem Vernehmen nach um rund 80 Millionen Euro pro Jahr.
Auch der Name ändert sich. Die Warenhauskette heißt künftig nur noch Galeria, die großen, traditionsreichen Marken Karstadt und Kaufhof verschwinden. Zu eng verbunden sind diese mit den jüngsten Pleiten, heißt es.
Gläubiger müssen auf Geld verzichten
Die Gläubiger müssen mit der Annahme des Insolvenzplans wieder auf viel Geld verzichten. In den vergangenen Wochen hatten Vermieter, Lieferanten und andere Gläubiger wie der Bund Forderungen in Höhe von 886,1 Millionen Euro angemeldet. Voraussichtlich fließen nur bis zu 22,5 Millionen Euro – das sind 2,5 bis drei Prozent – an sie zurück.
Zahlungen aus den Ansprüchen gegen den bisherigen Eigentümer, die Signa-Gruppe des Unternehmers René Benko, könnten die Quote noch erhöhen. Weil vom finanziell angeschlagenen Mutterkonzern zugesagte Hilfen ausgeblieben waren, rutschte Galeria zu Jahresbeginn erneut in die Insolvenz, die dritte innerhalb weniger Jahre.
Mehr Geld zurück erhält der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF). Der staatliche Stabilisierungsfonds hatte Galeria 2021 und 2022 mit 680 Millionen Euro unter die Arme gegriffen. Ein Großteil der Ansprüche war im Zuge des 2023 abgeschlossenen Insolvenzverfahrens entfallen. Fortgeführt wurde ein sogenanntes Nachrangdarlehen in Höhe von 88 Millionen Euro. Weil dafür neue Sicherheiten für den Fall eines Zahlungsausfalls vereinbart wurden, verfügt der WSF über „vorrangige Absonderungsrechte“ aus der Insolvenzmasse.
Mit Informationen von Reuters, dpa und AFP