Die Lage der Autoindustrie hat sich zuletzt verschärft, Kaufzurückhaltung in Europa, schwierige Exportmärkte und im Ländervergleich schlechte Standortbedingungen. Die Wirtschaft in Bayern ist stark betroffen. Gleich zwei Autokonzerne sind im Freistaat angesiedelt, zudem zahlreiche Zulieferer. Die Arbeitnehmervertreter schlagen deswegen Alarm.
Tausende Stellen in Gefahr
Allein in diesem Jahr sind in Bayern 10.000 Arbeitsplätze in der Autobranche verloren gegangen, so Bayerns IG Metall Bezirksleiter Horst Ott. Und der Gewerkschaftsvertreter geht davon aus, dass dieser Trend anhält, wenn nicht bald etwas passiert. Es drohe in den nächsten Jahren der Verlust von Arbeitsplätzen in einer Größenordnung, die man sich heute noch gar nicht vorstellen könne, warnt der bayerische Bezirksleiter der Gewerkschaft bei einer Pressekonferenz in München, ohne allerdings konkreter zu werden.
Laut dem Arbeitgeberverband vbw arbeiten im Freistaat 200.000 Menschen in der Industrie, nicht nur bei den großen Herstellern Audi und BMW, sondern eben auch bei den vielen Zulieferern.
IG Metall plädiert für flexiblere EU-Regeln
Wie die großen deutschen Hersteller und einige Spitzenpolitiker hierzulande fordert auch Ott das von der EU geplante Verbrenner-Aus zu lockern. Weil der Hochlauf der E-Mobilität deutlich langsamer vorangehe als erhofft, brauche man gleichzeitig mehr Flexibilität bei Regulierungen. So soll das strikte Aus seinen Worten nach für Hybrid-Fahrzeuge und klimaneutrale Kraftstoffe gelockert werden.
Momentan habe man einen harten Cut 2035 und wenn der so kommen würde, habe man massive Probleme mit den Arbeitsplätzen. Ott verlangt deshalb mindestens fünf Jahre mehr Zeit. Dann müsse man schauen, er plädiere einfach dafür auf Sicht zu fahren, ohne das Ziel „Klimaneutralität“ aus den Augen zu verlieren.
Arbeitnehmervertreter sehen Hersteller in der Pflicht
Den Zeitgewinn sollten die Hersteller aber auch nutzen, um die Arbeitsplätze hier abzusichern. Es könnte nicht darum gehen, die Gewinne weiter zu steigern. Bei dem Umbau hin zur Elektromobilität dürften Vorstände und ihre Anteilseigner zudem nicht die gleichen Gewinnerwartungen haben, wie in Hochphasen, so seine Forderung.
Das Gleiche sollte auch gelten, wenn sich die EU in einem anderen Punkt flexibel zeigt, bei den drohenden Milliarden-Strafzahlungen für die Autokonzerne bei Verstoß gegen CO2 Regeln, fügte Audi-Gesamtbetriebsratschef Jörg Schlagbauer hinzu. Sollte die EU auf die Strafzahlungen verzichten, sollte das an die Bedingung geknüpft werden, dass die Unternehmen dies in die heimischen Standorte investieren und nicht an die Aktionäre über höhere Dividende ausschütten, so sein Vorschlag.