Vier Kabel, die jeweils einen Durchmesser von 15 Zentimetern haben, durchschnittlich 1,5 Meter unter der Erde liegen und Strom aus dem Norden Deutschland in den Süden bringen sollen – die Stromtrasse SuedLink ist immer wieder Zielscheibe von Protesten geworden. Nach mehr als zehn Jahren Planungs- und Genehmigungsphase beginnt in Bayern nun der offizielle Bau. Der feierliche Bauauftakt fand am späten Vormittag in Oerlenbach im Landkreis Bad Kissingen statt. Ende vergangenen Jahres wurden in Niedersachsen bereits die ersten Kilometer der Stromtrasse verlegt.
Feierlicher Bauauftakt mit Prominenz
TransnetBW-Chef Werner Götz betont, man habe habe im Süden Deutschlands eine sehr dominante Industrie mit großem Energiehunger, der mit diesem Projekt bedient werden könne. Er spricht aber auch davon, dass sich die Kosten für die Trasse insgesamt verdoppelt haben.
Bundesministerin für Wirtschaft und Energie, Katherina Reiche (CDU), berichtet zum Bauauftakt, dass die lange Planungsphase eine Herausforderung war. Man müsse schneller werden, die Infrastruktur auszubauen, auch um wieder Wachstum zu schaffen.
Der Bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) betont, man brauche mehr Strom, wenn man digitaler werden wolle. Bayern müsse insgesamt elektrisch an einigen Stellen werden. „Die erneuerbaren Stromprozesse und Elektrifizierung führen auch zu CO2- Reduktionen. Zum Beispiel wenn man auf Elektromobilität setzen kann.“ Auch dafür brauche es den Stromtransport.
Chris Göpfert, Projektsprecher bei Transnet BW, formuliert sogar noch dringlicher: Ohne den Ausbau des Übertragungsnetzes sei die Energiewende nicht möglich.
Trassengegner sind für dezentrale Energieversorgung
Gegner der Trasse argumentieren jedoch, dass große Transportstrecken in der aktuellen Weltlage gefährliche Angriffspunkte darstellen könnten, sie seien leichtes Ziel für Sabotageakte. Einige Trassengegner hielten in Oerlenbach zum Baustart dann auch eine Mahnwache ab. Entlang des geplanten SuedLinks haben sich seit 2014 zahlreiche Bürgerinitiativen gebildet – vor allem in Bayern. SuedLink sei nach Ansicht der Trassengegner zu überdimensioniert und zu teuer. Dörte Hamann, Sprecherin des „Aktionsbündnis Trassengegner“, sagt, die Kosten für den SuedLink würden Strompreise weiter in die Höhe treiben.
Die Trassengegner fordern, den Bau des SuedLinks einzustellen und zu überdenken, so Hamann. Ihrer Ansicht nach funktioniere die Energiewende nur dezentral. Das heißt: Grüner Strom, beispielsweise durch Windkraft und Photovoltaik erzeugt, müsse vor Ort verbrauchsnah produziert werden. Trotz des Bauauftaktes in Bayern wollen die Trassengegner auch in Zukunft gegen SuedLink protestieren.
Transnet-Projektsprecher Göpfert sieht die Notwendigkeit des dezentralen Ausbaus, betont aber auch die Wichtigkeit der Südlink-Trasse: Jede Photovoltaikanlage, jedes Windrad und das Verteilnetz seien entscheidend für den Erfolg der Energiewende. Es brauche das Zusammenspiel.