Wenn Daniel Barth die Zentrale von Feiermeier in Nürnberg besucht, kann er auf eine Erfolgsgeschichte blicken: „Wir haben es geschafft, einen Großteil der Firma zu erhalten.“ Als Insolvenzverwalter hat Barth den fränkischen Partyartikel-Händler begleitet, nachdem dieser vor gut einem Jahr Insolvenz anmelden musste.
Die Folgen des Ukrainekriegs, unter anderem die hohen Heliumpreise, hatten das Unternehmen zahlungsunfähig gemacht. Seitdem war es ein langer Weg, damit weiterhin Luftschlangen, Kostüme und andere Deko-Artikel über den Tresen gehen können. Eine der wichtigsten Aufgaben für Barth dabei: einen zahlungskräftigen Käufer oder eine Käuferin zu finden.
Feiermeier-Rettung mit Abstrichen: Ein Teil der Beschäftigten musste gehen
In Daria May fand er sie. Sie kaufte sich ein, weil sie damals schon einen Online-Handel für Partyzubehör leitete. Ihr Einstieg lag auch am Bauchgefühl: „Ich dachte: Da geht wieder ein Unternehmen den Bach runter und die Mitarbeiter sitzen auf der Straße.“
Für sie war es die Gelegenheit, ihren Online-Shop mit dem stationären Handel zu verbinden. Die Unternehmerin kaufte einen Teil von Feiermeier: drei Filialen in München und Würzburg sowie das Hauptgeschäft in Nürnberg. Das Sortiment übernahm sie und erweiterte es. Von rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern konnte May 40 weiterbeschäftigten.
Raus aus der Insolvenz: Filialen schließen, Flächen verkleinern
Eine von ihnen ist die Verkäuferin Petra Petermann. Sie arbeitet nun schon seit fast zehn Jahren für Feiermeier und ist froh, dass es für sie gut ausgegangen ist. „Zum einen hängt die Familie und all das daran. Auf der anderen Seite ist es für mich das Schönste, mit Menschen zu agieren, so dass sie mit einem Lächeln aus dem Laden gehen.“
Um Arbeitsplätze wie diesen zu retten, hatte Insolvenzverwalter Daniel Barth viel zu tun. Zusammen mit einem Kollegen unterstützte er drei Monate lang das operative Geschäft. Ohne sich von Teilbereichen der Firma zu trennen, wäre es nicht gegangen, resümiert er heute. „Wir mussten zwei Filialen schließen, weil keine Kostendeckung vorhanden war.“ Auch eine zu große Mietfläche musste geschlossen werden.
Mitarbeiter brauchen nach der Insolvenz wieder Vertrauen
Für die neue Firmenchefin May war der Sanierungsprozess ebenfalls eine Herausforderung. Sie habe mit Lieferanten und Firmen Kontakt aufnehmen müssen, die sie zuvor gar nicht kannte. „Vor allem muss man Mitarbeiter motivieren, die aus einer Insolvenz kommen, die Angst und Sorgen haben“, erzählt sie.
Doch längst nicht jede Insolvenz endet so positiv, weiß Christoph Niering, Vorsitzender des Verbands der Insolvenzverwalter Deutschlands (VID), denn 90 Prozent der Insolvenzen würden Kleistunternehmen und Soloselbständige betreffen: „Das ist schwierig zu retten, wenn der Inhaber wegfällt.“ Doch bei den anderen zehn Prozent, die größere Unternehmen betreffen, seien die Aussichten gut: „Wenn ein Unternehmen rechtzeitig kommt, kann man jedes zweite im Kern retten“, so Niering.
Jedes zweite große Unternehmen mit guten Chancen
Diese Zahlen decken sich mit denen der Unternehmensberatung Falkensteg, die sich die Zahlen für 2023 genauer angesehen hat: Von deutschlandweit 279 gemeldeten Insolvenzfällen von Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als zehn Millionen Euro wurden 126 gerettet – das entspricht einer Rettungsquote von rund 45 Prozent.
Weitere prominente Beispiele für Insolvenzen oder Beinahe-Pleiten waren zuletzt etwa die Ziegler Group, Tupperware und die BayWa – mit unterschiedlichen Verlauf. Angesichts der aktuellen Wirtschaftslage gehen Experten davon aus, dass es kaum leichter werden dürfte, Käufer für insolvente Unternehmen zu finden.