Der Nürnberger Kabelbaumspezialist Leoni wird mehrheitlich nach China verkauft. Der Elektronik-Zulieferer Luxshare übernehme 50,1 Prozent der Anteile an dem fränkischen Unternehmen vom bisherigen Alleineigentümer Stefan Pierer, schreibt Leoni am Dienstag in einer Mitteilung, in der von einer strategischen Partnerschaft die Rede ist.
Leoni-Kabelsparte wird komplett nach China verkauft
Der Einstieg stärke die Wettbewerbsfähigkeit von Leoni, heißt es darin weiter. Mit dem Einstieg würden Marktzugang, technologische Exzellenz und finanzielle Stabilität deutlich verbessert. Demnach wurde heute eine entsprechende rechtlich bindende Vereinbarung unterzeichnet. Pierer sagte, mit Luxshare sei der perfekte Partner gefunden worden, um den langfristigen Erfolg von Leoni zu sichern.
In einer weiteren Transaktion übernehme ein neu gegründetes Joint Venture aus dem Luxshare-Verbund den kompletten Geschäftsbereich Automotive Cable Solutions (ACS) von Leoni. Der Kaufpreis liegt nach Luxshare-Angaben vom Freitag bei 320 Millionen Euro. Der Verkauf muss laut Mitteilung noch kartellrechtlich geprüft werden.
Luxshare: Zulieferer für Apple-Produkte
Luxshare, amtlich Luxshare Precision Industry Co., Ltd., wurde 2004 gegründet. Das Unternehmen stellt unter anderem Computer-Kabel her und produziert auch Teile für Apple. Die Expertise des Unternehmens mit Sitz in Shenzhen in den Bereichen Steckverbinder und Elektronik erlaube es Leoni, verstärkt integrierte Lösungen anzubieten. Sogenannte modulare Kabelbäume kommen in der Autobranche verstärkt zum Einsatz, insbesondere bei Elektroautos.
Luxshare-Chefin Grace Wang sagte, die Zusammenarbeit mit Leoni sei ein entscheidender Schritt auf dem Weg zu einem weltweit führenden Unternehmen in der Automobilbranche.
Geplatzte Deals, Sanierungsverfahren – Pierer als „Retter“
Nach dem im Dezember 2022 geplatzten Verkauf der Kabel-Sparte an einen Investor aus Thailand, der mehrere Millionen Euro in die Leoni-Kassen spülen sollte, hatte sich die hoch verschuldete Leoni in ein vorinsolvenzliches Sanierungsverfahren geflüchtet.
Nur weil damals der österreichische Investor Stefan Pierer Schulden übernahm und frisches Geld investierte, ging es bei dem Autozulieferer weiter. Im Zuge dessen war Pierer zum alleinigen Eigentümer aufgestiegen. Es war das erste Mal, dass das Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz (StaRUG) bei einem börsennotierten Unternehmen genutzt wurde. Damals wurde Leoni von der Börse genommen, die Aktionäre gingen leer aus. Dem Unternehmen ging es in der Folge wieder besser.
Was nun die Mehrheitsübernahme für die deutschen Standorte von Leoni bedeutet, bleibt abzuwarten. Neben dem Sitz des Unternehmens in Nürnberg, verfügt Leoni unter anderem über Werke in Kitzingen, Neu-Ulm, Rastatt, Wolfsburg, München und Neuburg an der Donau sowie die „Fabrik der Zukunft“ in Roth.
Angst vor chinesischer Vormachtstellung
Der Verkauf von deutschen Unternehmen an chinesische Investoren hat in der Vergangenheit immer wieder für Kritik gesorgt, so etwa die Übernahme des Münchner Roboterherstellers Franka Emika im vergangenen Jahr oder die Übernahme des Augsburger Roboterherstellers Kuka durch die chinesische Midea Group. Damals war die Furcht groß, dass China sich durch seine aggressive Aufkaufpolitik deutsches Knowhow aneignet, wichtige Patente bekommt und letztlich so den Wirtschaftsstandort Deutschland schwächt. Im Zuge der Diskussion hat die Bundesregierung das Außenwirtschaftsrecht verschärft. Seither ist es für Berlin leichter, Übernahmen zu untersagen.
Mit Informationen von Reuters